Thüringer Gastgewerbe blickt skeptisch auf den Herbst

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Trotz zuletzt anziehender Umsätze blickt das Thüringer Gastgewerbe skeptisch auf die Wintersaison. «Wir brauchen jetzt endlich mal eine klare Ansage», sagte der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Thüringen, Dirk Ellinger, auf Anfrage. Im Sommer hätten die Außengastronomie und die Bundesgartenschau für etwas Entspannung gesorgt. Für den Winter fehle aber beispielsweise beim Geschäft mit Tagungen oder Kongressen jegliche Planungssicherheit.

Die Landesregierung müsse nun endlich einen erneuten Lockdown ausschließen, forderte Ellinger. Jeder habe ein Impfangebot erhalten. Es sei nicht verständlich, weswegen Wirte nicht unter Einhaltung von 2G- oder 3G-Regeln garantiert öffnen könnten. Stattdessen mache die neue Corona-Verordnung der Landesregierung alles noch komplizierter. Die Folge: Die Akzeptanz für die Regeln gehe bei den Besuchern weiter zurück. «Das darf nicht wieder an die Kneipentür delegiert werden.»

Aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts zufolge hat sich die Branche in Thüringen zuletzt etwas erholt. Im Juni setzten die Betriebe im Gastgewerbe demnach 64,9 Prozent mehr um als noch im Mai. Allerdings könnten dabei auch die gestiegenen Verbraucherpreise eine Rolle gespielt haben, erklärte eine Sprecherin. Eine preisbereinigte Zahl lag dem Amt nicht vor. Insgesamt lagen die Umsätze im ersten Halbjahr noch fast ein Drittel unter dem Vorjahresniveau.

Beherbergungsbetriebe wie Hotels, Pensionen oder Gasthöfe setzten fast die Hälfte weniger um als im ersten Halbjahr 2020. Etwas weniger drastisch fiel der Rückgang mit rund einem Viertel in der Gastronomie aus. Unter den gastronomischen Betrieben gibt es dabei starke Unterschiede. Während Caterer preisbereinigt etwa zehn Prozent weniger Umsatz verzeichneten, machten Diskotheken, Bars oder Schankwirtschaften nur noch ein Viertel des Geschäfts aus dem Vorjahreszeitraum.

Besonders in der Tanz- und Unterhaltungsgastronomie dürfte es im Winter nach Einschätzung von Ellinger weiter schwierig werden: «Die müssen Hygienekonzepte mit solchen Einschränkungen einreichen, dass das nicht wirtschaftlich sein kann.» Gut sei daher, dass die Überbrückungshilfen bis Ende des Jahres verlängert worden seien.

Und noch ein weiteres Thema könnte den Gastronomen im Winter auf die Füße fallen: «Wir haben einen massiven Kollateralschaden, was das Personal angeht.» Wenn Betriebe wegen Schließungen oder Kurzarbeit ihren Mitarbeitern keine Perspektive anbieten könnten, dürfe man sich nicht wundern, wenn diese in andere Branchen abwanderten.

Den Landesamt-Zahlen zufolge mussten die Betriebe zuletzt erheblich Personal abbauen. In der reinen Getränke-Gastronomie etwa arbeiteten im ersten Halbjahr 2021 nur noch halb so viele Menschen wie im Vorjahreszeitraum. Branchenweit gingen die Beschäftigtenzahlen um rund 16 Prozent zurück. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im vergangenen Jahr 2023 mussten die Arbeitgeber 76,7 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung ihrer erkrankten Beschäftigten aufbringen. Damit haben sich die Kosten binnen 14 Jahren verdoppelt. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.

Der DEHOGA hatte in der Vergangenheit wiederholt über unwirksame Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigungen von „Pseudo-Ärzten“ berichtet. Dank der Hinweise von Arbeitgebern aller Branchen sind mittlerweile weitere mutmaßliche Ärzte namentlich bekannt, die Bescheinigungen ausstellen sollen.

In Deutschland sind die Chancen für ausländische Arbeitnehmer gestiegen, dass ihre beruflichen Abschlüsse anerkannt werden. Gut zwei von drei positiv entschiedenen Anerkennungsverfahren drehen sich um medizinische Berufe.

Wer Fotos oder Videos im Internet veröffentlicht, auf denen im Hintergrund eine Fototapete zu sehen ist, verletzt damit gemeinhin keine Urheberrechte. In einem der vorliegenden Fälle wurde eine solche Tapete in einem Hotelzimmer verwendet.

In Deutschland waren 25- bis 64-Jährige mit mittlerem Bildungsabschluss im Jahr 2023 deutlich häufiger erwerbstätig als im OECD-Durchschnitt. Die höchsten Quoten für Personen mit mittlerem Bildungsstand wiesen Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen auf.

In Zeiten von mobilem Arbeiten, Telearbeit und Heimarbeitsplätzen kann die ausreichende Zahl an Ersthelfern im Betrieb zur organisatorischen Herausforderung werden. Wie Erste Hilfe, Alarmierung und Rettungskette trotzdem funktionieren, verrät die BGN.

Heftige Erkältung oder Magen-Darm-Infekt - wer zu krank ist, um zu arbeiten, kann sich krankschreiben lassen. Dafür muss man sich nicht unbedingt ins Wartezimmer seines Arztes schleppen.

Ob beim Start in einen neuen Job oder während einer laufenden Anstellung – es kommt vor, dass der Arbeitgeber ein polizeiliches Führungszeugnis anfordert. Aber sind Arbeitnehmer tatsächlich verpflichtet, dem nachzukommen?

Eine neue Studie von Hilton zeigt, dass die Deutschen fleißiger Treuepunkte sammeln als je zuvor. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen haben zwei oder mehr Kundenkarten. Millennials sind die fleißigsten Sparer. Lockende Gratisangebote sind die treibende Kraft.

Aufhören oder weitermachen? Woran man merkt, dass man zu alt für den Job ist - und welche Wege es in den Ruhestand gibt: Experten zeigen unterschiedliche Wege auf.