Tourismus in Baden-Württemberg auf dem Weg zum Vorkrisenniveau

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Der Tourismus im Südwesten erholt sich langsam wieder vom Corona-Einbruch. Im Juni 2022 lag die Zahl der Übernachtungen bei 5,4 Millionen und damit nur noch 3,1 Prozent unter dem Wert vom Juni 2019, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Stuttgart mitteilte.

Strahlender Sonnenschein, das Wasser funkelt - aber wer in den Sommerferien noch spontan direkt am Bodensee übernachten will, hat schlechte Karten. «Im Bereich kurzfristige Buchungen und im Campingbereich ist derzeit alles voll», sagte die Geschäftsführerin der Bodensee Tourismus GmbH, Ute Stegmann, der Deutschen Presse-Agentur. Ein paar Kilometer vom See entfernt gebe es aber hier und da noch Chancen auf ein Zimmer für ein paar Nächte.

Auch im Schwarzwald seien die Häuser derzeit sehr gut gebucht, sagte eine Sprecherin der Schwarzwald Tourismus GmbH. Das gelte vor allem im Vier- und Fünfsterne-Bereich. Bei über 11 000 Gastgebern im Schwarzwald finde sich aber auch spontan noch irgendwo ein Zimmer.

Ob bei Hoteliers, Campingplatzbetreibern oder Tourismusverbänden: Nach zwei Jahren Corona-Ausnahmezustand macht sich so langsam ein Aufatmen in der Branche bemerkbar. Im Juni lagen die Übernachtungszahlen im Südwesten schon fast wieder auf dem Niveau vor der Pandemie, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Stuttgart mitteilte. Und die positive Entwicklung dürfte nach Einschätzung der Statistiker vorerst weitergehen - die touristische Hochsaison laufe.

Am Campingplatz Gohren direkt am Ufer des Bodensees geht für Kurzentschlossene derzeit überhaupt nichts mehr. «Bei schönem Wetter sind wir eigentlich immer bis Mitte September ausgebucht», sagte Cornelia Ertle vom Campingplatz. Die Nachfrage sei im Sommer schon immer hoch gewesen und habe sich durch Corona sogar verstärkt. Spontanreisen seien inzwischen schwierig, weil viele Gäste vorab reservierten.

Wer nicht unbedingt im Schwarzwald oder am Bodensee Urlaub machen will, hat es dagegen etwas leichter. «In der Schwäbischen Alb und anderen Nicht-Hotspot-Regionen, da ist es möglich etwas zu finden», sagte etwa der Vorsitzende des Landesverbands der Campingplatzunternehmer, Kurt Bonath.

Dass die Menschen nun angesichts der Inflation den Urlaub streichen könnten, macht sich laut Touristik-Experten im Südwesten aktuell wenig bemerkbar. Die Preise auf den Campingplätzen seien vor der Saison festgelegt und in der Regel nicht mehr angepasst worden, sagte Campingplatz-Vertreter Bonath. Und: «Gerade für den kleinen Geldbeutel gibt es ja auch Plätze im Dreisterne-Bereich.»

Auch im Schwarzwald berichtet die Tourismus GmbH von wenig Zurückhaltung in den mittleren und hohen Preiskategorien. «In den unteren Preiskategorien profitiert der Schwarzwald im Moment eher davon, dass inländische Gäste aufgrund der gestiegenen Benzinpreise sich für einen Urlaub im eigenen Land entscheiden.» Dazu kommt aus Sicht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ein großer Nachholbedarf an privaten Feiern oder Urlauben.

Bemerkbar mache sich für die Feriengäste aber mancherorts der Personalmangel, heißt es aus dem Schwarzwald. Teils gebe es verkürzte Öffnungszeiten oder eine eingeschränkte Speisekarte in der Gastronomie. Vereinzelt komme es auch zur Schließung von Betrieben. Die Campingplatzbetreiber bemühen sich laut Bonath, dass etwa Probleme beim Reinigungspersonal nicht für die Gäste sichtbar seien. Einige Plätze hätten aber auf die Personalengpässe reagiert, indem sie etwa Getränke- oder Eisautomaten aufstellten.

Bleibt der bange Blick in den Herbst - steigende Inflation? Gaskrise? Neue Corona-Einschränkungen? Noch herrscht gute Stimmung, die Buchungen für den Herbst trudeln bereits ein. «Wenn die Betriebe normal weiterarbeiten können, sehen wir keinen Anlass zu Pessimismus», sagte Dehoga-Sprecher Daniel Ohl. Er hoffe, dass Gäste, die in den Corona-Jahren erstmals im Südwesten Urlaub machten, künftig wiederkommen. «Und zwar auch in Regionen, die bisher nicht so im Fokus standen.» Aber: «Die wirtschaftlichen Unsicherheiten sind nun mal da und betreffen auch uns.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Vom 29. September bis 6. Oktober 2024 findet wieder die Aktionswoche: Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft statt. Bundesweite Mitmach-Aktionen rund um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ sollen zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen motivieren.

Azubis werden dringender denn je gesucht: In der aktuellen "Ausbildungsumfrage 2024" meldet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen Höchststand bei der Zahl der Betriebe, die nicht genügend Nachwuchs finden. Das Gastgewerbe gehört neben Industrie, Handel, Verkehrsbranche und Baugewerbe zu den am meisten betroffenen Branchen.

Der DEHOGA Bundesverband warnt aktuell vor zwei Betrugsmaschen. So habe der Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität Hinweise auf Fake-Rechnungen erhalten. Bei einer zweiten aktuellen Betrugsmasche wird potentiellen Opfern Ware aus der angeblichen Insolvenzmasse eines Getränkemarkts angeboten.

Um das Gehalt aufzustocken, kann sich neben dem eigentlichen Hauptberuf noch ein Minijob eignen. Oder vielleicht sogar mehrere? Folgendes sollten Sie dazu wissen.

Viele der rund 1,2 Millionen Azubis machen einer Umfrage zufolge regelmäßig Überstunden. Angehende Köchinnen und Köche leisten demnach mit durchschnittlich 6,1 Überstunden pro Woche die meiste Mehrarbeit gefolgt von Hotel-Azubis.

Ist der Arbeitsplatz vom Wohnsitz weit entfernt, haben Arbeitnehmer manchmal eine zweite Wohnung in der Nähe vom Job. Welche Kosten für Heimfahrten sie bei der Steuererklärung geltend machen können.

Pizza und Pasta sind nicht nur in Italien in aller Munde: Auch in sechs anderen europäischen Ländern liegt die italienische Küche weit vorn. Am schlechtesten bewerten viele das Essen von der Insel. Das sehen auch die Briten so.

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Ent­spannung nach dem Urlaub hält bei vielen Beschäftigten nicht lange an. Jeder dritte Befragte ist bereits in der ersten Arbeitswoche nach dem Urlaub wieder urlaubsreif.

Frauen waren stets unzufriedener mit dem eigenen Einkommen als Männer. Diese Lücke ist einer Studie zufolge zuletzt zumindest kleiner geworden. Abgefragt wurde auch die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit.

Tatsächlich selbstständig oder doch abhängig beschäftigt? Eine Frage, vor der viele Freiberuflerinnen und Freiberufler stehen. Aber was ist eigentlich das Problem?