Energiekrise lässt Preise in Thüringens Gastronomie steigen

| Gastronomie Gastronomie

Sauna, Schwimmbad oder Veranstaltungsräume über den Winter schließen? Die steigenden Energiepreise stellen Hoteliers vor schwere Entscheidungen. «Die Preise für Übernachtungen werden in Thüringen definitiv steigen», erklärt der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands, Dirk Ellinger. Die aktuellen Entwicklungen stellten viele Unternehmen vor neue existenzielle Herausforderungen. Aktuell gebe es zwar noch keine größeren Verwerfungen, das werde sich in den nächsten Monaten aber vermutlich ändern.

«Aktuell versuchen wir in erster Linie, alle Prozesse im Hintergrund zu optimieren und dafür zu sorgen, dass unsere Gäste von den Entwicklungen nichts mitbekommen», erklärt Marcel Gerber vom Aktiv & Vital Hotel Thüringen in Schmalkalden. 95 Betten, zwei Pools und vier Saunen sorgten für hohe Zusatzkosten - von der Wäsche bis hin zur Heizung. Aktuell werde das alles aus den eigenen Rücklagen finanziert. Eine Schließung der Saunen oder andere Einschränkungen im Wellnessbereich seien Gästen, die ihren Aufenthalt teilweise schon lange im Voraus gebucht hätten, nicht zumutbar. «Zum Jahresende werden wir um eine Erhöhung der Preise aber nicht herumkommen.»

Im Gasthof «Zum Reifberg» in Stützerbach wurden Sauna und Wellnessbereich schon geschlossen und der Restaurantbetrieb eingeschränkt, wie Inhaber Jens Löser sagt. Auch die Preise mussten in dem Betrieb mit zwölf Betten erhöht werden. Nachdem vom Energieversorger zeitweise eine Verfünffachung des Gaspreises angekündigt wurde, seien die Kosten aktuell etwa um mehr als das Doppelte gestiegen. Der geplante Ausbau der Bettenzahl habe sich aufgrund der ungewissen Aussichten zerschlagen. «Wir suchen nach einem Weg, wissen aber nicht, wie es weitergehen soll.»

Besonders schwierig sei der Ausblick auf den Winter für Häuser mit großen Veranstaltungsräumen, so Ellinger. Bei winterlichen Temperaturen und vervielfachten Energiekosten sei es in manchen Fällen rentabler, Tagungsräume oder Hallen für Veranstaltungen zu schließen, anstatt Verluste einzufahren.

Das Gastgewerbe stehe gleich von mehreren Seiten unter Druck, fasst Ellinger zusammen: Nach den Einschränkungen durch die Corona-Krise stünden die Unternehmen nun vor neuen finanziellen Belastungen. Hinzu komme der Personalmangel. Der ungewisse Ausblick auf neue Corona-Beschränkungen, steigende Kosten für Privathaushalte und die Inflation sorgten gleichzeitig für Zurückhaltung bei den Gästen. Eingeschränkte Angebote, Hotelzimmer mit 18 Grad Raumtemperatur oder kalte Pools seien ungeeignet, die Reiselust zu steigern. Auch einen Nachfolger zu finden, sei unter diesen Umständen kaum möglich, so Ellinger. Dabei liege der Altersdurchschnitt bei Thüringer Hoteliers aktuell bei über 57 Jahren.

Die neuen Tarifverträge für Personal im Gastgewerbe seien zwar gut, sorgten aber für weitere hohe Kosten in einer schweren Zeit, ergänzt Gerber. Zudem müssten ab Herbst die ersten Raten aus den ersten Corona-Hilfen zurückgezahlt werden. Ein Umstieg auf erneuerbare Energien sei schwierig: Aktuell seien in Thüringen auch für Unternehmen alle Förderprogramme geschlossen, wie auch ein Sprecher der Thüringer Aufbaubank bestätigt.

Ein Weg aus dem Dilemma scheint schwierig. Marcel Gerber hofft auf neue Förderprogramme, um die gestiegenen Kosten durch erneuerbare Energien abzufedern - und darauf, dass die Tilgung der Corona-Hilfen verschoben wird. Jens Löser fordert eine Deckelung der Energiepreise, wie es auch in anderen Ländern gehandhabt wurde. Ellinger zufolge mussten zwischen 2019 und 2020 im Freistaat fast 600 Betriebe schließen. «Wir rechnen damit, dass wir noch mehr verlieren werden.» Ohne zusätzliche Hilfen würden weitere aufgeben müssen. Die Branche brauche zudem klare Aussagen von der Politik, wie es im Herbst und Winter weitergehe. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Circus Group aus Hamburg hat mit Mangal x LP10, der Döner-Franchise-Kette, an der Lukas Podolski beteiligt ist, einen Vorvertrag über die beabsichtigte Einführung von bis zu 2.400 Kochrobotern unterzeichnet. Manga Döner will extrem stark expandieren. Der Deal hat einen Materialwert von 400 Millionen Euro.

In den Alpen zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels etwa in Form von Wassermangel besonders deutlich. Der Betrieb von Berghütten wird deshalb immer schwieriger.

Mit der Eröffnung eines neuen ServiceStores DB am S-Hochbahnhof Schönhauser Allee in Berlin hat Casualfood seine Partnerschaft mit der Deutschen Bahn erneut erweitert: Das Portfolio umfasst jetzt insgesamt sechs dieser im Franchise betriebenen Outlets.

Das St. Peter Stiftskulinarium in der Salzburger Altstadt ist ab sofort Teil der Romantik Hotels & Restaurants. Die Gaststätte, in der seit 803 gekocht wird, gilt als ältestes Restaurant Europas.

Plätze im Bierzelt am Samstagabend auf dem Oktoberfest sind Mangelware. Manche lassen sich von Angeboten im Internet verlocken. Doch die Verbraucherzentrale Bayern warnt.

Typische Nachspeisen waren einst Milchreis oder Pudding. Heute sind anspruchsvollere Desserts angesagt. Kinder sprechen etwa über ihre Lieblings-Macarons oder Pavlova. Zeit für eine Nasch-Recherche.

Mit neun Restaurants, die vom Guide Michelin ausgezeichnet wurden, weist Nürnberg unter den deutschen Großstädten die meisten Michelin-Sterne pro Kopf auf. Auf dem ersten Platz weltweit landete Japans kulturelle Hauptstadt Kyoto.

Mittlerweile gibt es in vielen Orten in Deutschland Genossenschaften, die Gasthäuser betreiben. So auch im Örtchen Bärstadt in Hessen. Als es in der Gemeinde im Taunus keine Dorfkneipe mehr gab, nahmen die Menschen dort die Sache selbst in die Hand. Beratung kam von einem vergleichbaren Projekt.

Anlässlich der Berlin Food Week Anfang Oktober besucht Ferran Adrià die deutsche Hauptstadt. Am 9. Oktober wird er einen Vortrag vor geladenen Gästen mit dem Titel "Der Einfluss der katalanischen Haute-Cuisine auf die Gastronomie" halten.

Pommes mit einer kompostierbaren Gabel essen und dabei Livemusik hören, die zu 100 Prozent mit Öko-Feststrom produziert wird: Fans der Band Die Ärzte, die am 23., 24. und 25. August 2024 eines ihrer Konzerte auf dem Tempelhofer Feld in Berlin besuchen, werden wahrscheinlich die nachhaltigste Großveranstaltung erleben, die die Branche aktuell zu bieten hat.