Winzer kann kochen: Restaurant des Winzerhofs Stahl erhält Michelin-Stern

| Gastronomie Gastronomie

Der Küchenchef ist Autodidakt, der Hof liegt in einem 150-Seelen-Dorf in Mittelfranken  – und trotzdem ist ein Michelin-Sterne über dem Restaurant des Winzerhofs Stahl aufgegangen. Wer den Aufstieg des ehrgeizigen Kochs, Winzers und Weinbauingenieurs schon länger verfolgt, ist nicht überrascht. Denn das Restaurant darf sich schon seit 2020 mit zwei Hauben des Gault Millau schmücken und wurde jüngst vom Magazin Der Feinschmecker mit 3,5 F ausgezeichnet. Dazu kommen Dutzende Auszeichnungen für die Weine, die Christian Stahl auf Steilhängen anbaut – und mit denen er Sternerestaurants und Weinhändler in ganz Deutschland beliefert.

Der Guide Michelin 2024 lobt: „Wein oder Essen? Im Restaurant des Winzerhofs Stahl steht beides im Fokus, und zwar in Form eines modernern 9-Gänge-Überraschungsmenüs samt perfekt abgestimmter Begleitung aus neun Weinen des eigenen Weinguts.“ Weiter wird in der Bewertung die persönliche und angenehm intime Atmosphäre in dem kleinen Gastraum gelobt: „Das ist nicht zuletzt Inhaber Christian Stahl zu verdanken, der persönlich am Gast ist - man spürt förmlich seine Leidenschaft fürs Kochen und den Wein! Der Patron und sein eingespieltes Küchenteam, das er zusammen mit Mirko Schweiger leitet, servieren die Speisen selbst."

Der Wein – mehr als nur ein Begleiter

„Hinter unserem Fine-Dining-Konzept steht der Wunsch, ein Menü passend zu unseren Weinen zu kreieren“, erklärt Christian Stahl, der alle Gerichte wie vom Michelin erwähnt zusammen mit Mirko Schweiger, ebenfalls Küchenchef des Restaurants, entwickelt. „Die Aromen der Weine leiten uns bei der Rezeptur jedes einzelnen Gerichts. Mein Anspruch ist, dass das kongeniale Zusammenspiel beider Akteure in einem einmaligen Geschmackserlebnis gipfelt.“

Viele Kräuter und Gemüse für sein Restaurant bauen Christian Stahl und sein Team im eigenen Garten an. Die Tomaten zieht er aus alten rumänischen Bergdorf-Samen, die Limettenblätter kommen von den eigenen Zitrusbäumen. Die Basis der Küche ist klassisch französisch mit einem Fokus auf die Qualität der Produkte. Das Ergebnis: Fine Dining mit sieben bis zehn fein auf einander abgestimmten Gängen, die von den gutseigenen Weinen inspiriert sind. So verbindet sich zum Beispiel der preisgekrönte Müller-Thurgau aufs Beste mit dem in Bergamotte marinierten Gewürzbulgur, Schmalzmüller Käsebruch und cremig-frischem Ajoblanco. Und die Aromastruktur des Merlot Cabernet Franc „Kalksteige“ mit seiner feinen Kirschnote harmoniert an der Seite des Rehs mit der Ätherik von Fichtenpanko, Schwarzwurzel und Marone. Jeder Gang spielt nicht nur meisterhaft mit Aromen, Texturen und Temperaturen, sondern entfaltet sich auch in einem erlesenen Tellerbild.

Spitzenküche, ganz familiär

Das Küchen- und Restaurantteam ist klein und perfekt eingespielt. In der Küche hantieren nie mehr als drei Personen, darunter Christian Stahl und Mirko Schweiger. Den Service leiten Maria Bätz und Oliver Bönsch. Um das Gäste- und Personalmanagement und Finanzen kümmert sich Simone Stahl. Ebenso intim wie die Küche sind die Räume des Restaurants, das sich im denkmalgeschützten Haupthaus des Winzerhofs befindet. Bei schönem Wetter speisen die Gäste auf der kleinen Terrasse – nur wenige Meter vom Herd entfernt. Oft eilt der Chef selbst an den Tisch, serviert den nächsten Gang und wechselt ein paar Worte mit seinen Gästen. „Dadurch habe ich ein sehr gutes Gefühl dafür, was wie ankommt“, sagt er.

Christian Stahl – ein Rebell am Herd und im Weinkeller

Christian Stahl wuchs auf dem Hof seiner Eltern auf, nach dem Abitur absolvierte er auf dem Weingut am Stein in Würzburg eine Ausbildung zum Winzer. Anschließend studierte er an der FH Wiesbaden Weinbau und Önologie und schloss 2005 als Dipl.-Ingenieur ab. Auf dem Weingut Peter Jakob Kühn kam Christian Stahl mit Ökoweinbau und Biodynamie in Berührung, wenig später wechselte er auf den elterlichen Winzerhof, den er seit 2007 zusammen mit seiner Frau Simone führt.

Von 1,5 Hektar Rebfläche im Jahr 1984 ist der Winzerhof unter Regie von Christian und Simone Stahl auf rund 45 Hektar angewachsen. Parallel zum Weinbau und der Kellerei entwickelte das Paar den Hof zu einer Hochzeitslocation weiter. 1990 ging aus der hofeigenen Straußenwirtschaft ein Restaurant hervor, in dem Christian Stahl seit 2015 selbst am Herd steht.

Dass er keine Kochlehre gemacht hat, ist für den Küchenchef kein Hindernis, sondern spornt ihn an: Durch stetigen Austausch mit hochdekorierten Köchen, unzählige Reisen und Learning-by-Doing bringt er sich das notwendige Können selbst bei. Längst reicht der Ruf des Restaurants weit über die Region hinaus und zieht Feinschmecker aus ganz Deutschland ins ländliche Auernhofen.

„Der Michelin-Stern ist die Krönung all unserer Bemühungen“, strahlt Christian Stahl. „Wir haben darauf hingearbeitet und sind überglücklich, dass es geklappt hat.“

Wer Christian Stahl kennt, bewundert seine Energie, die schnelle Auffassungsgabe und das Rebellentum, mit dem sich der leidenschaftliche Tennisspieler und vierfache Vater gegen Konventionen auflehnt – ob im Weinbau oder am Herd. „Christian eckt auch mal an“, sagt Vater Albrecht, der die Aktivitäten des Filius begleitet und noch täglich auf dem Hof präsent ist. „So erobert er sich die Freiräume, die er für seine Ideen braucht.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Fachkräftemangel ist überall angekommen - abgelegene Hotels und Restaurants haben es besonders schwer, Personal zu finden. Mit individuellen Ideen gehen Gastgeber in der Heide das Problem an.

Die 70. Ausgabe des Michelin-Restaurantführers Italien bringt eine große Überraschung: Giancarlo Perbellini und sein „Casa Perbellini – 12 Apostoli“ in Verona werden in die höchste Liga der italienischen Haute Cuisine aufgenommen. Zwei Südtiroler Restaurants haben einen Stern verloren.

Die dritte Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und dem Bundesverband der Systemgastronomie ist erneut ohne Ergebnis beendet worden. Die Gespräche sollen Anfang Dezember fortgesetzt werden.

Auf mehr als 3.000 Metern wird im größten Skigebiet der Welt aufgerüstet. Im Dezember erwartet Wintersportler auf dem Cime de Caron ein neues Gebäude mit Kulinarik und vor allem: ein Rundum-Panorama.

​​​​​​​Sich gesund zu ernähren und dabei den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren – das bietet Aramark mit seiner Menülinie „Planet Power“. Im Rahmen von Aktionswochen im September wurden neue Rezepte vorgestellt, die das Aramark-Kreativteam auf Grundlage der Planetary Health Diet, kurz PHD, die von einem internationalen Forscherteam entwickelt wurde, umgesetzt hat.

Trüffel gelten als der Inbegriff kulinarischen Luxus. Ihr einzigartiger Duft und Geschmack machen sie unverwechselbar. Doch was macht die Knollen so besonders und teuer. Eine kleine Trüffelkunde mit Ralf Bos.

IKEA hat die Türen zu seinem ersten eigenständigen Restaurant geöffnet. Kunden in London-Hammersmith können nun das Restaurant direkt in der King Street besuchen und die bekannten Fleischbällchen und andere Speisen genießen.

Seit März wird das Hotel auf dem Rittergut Nordsteimke bereits als mein.wolfsburg und damit Teil Marke mein.lieblingsort betrieben. Ab dem 6. November kommt nun das ebenfalls auf dem Rittergut liegende Restaurant „wildfrisch Gutsküche X fritz“ dazu.

Die EL&N-Café-Kette eröffnet ihren zweiten Standort in Deutschland. „Hipp und instagrammable“ will die Marke sein, die, nach Düsseldorf, jetzt auch in Hamburg zu finden ist.

Der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe hat auf dem Branchenmeeting „Club Convention“ die höchste Auszeichnung der Branche vergeben: Den Discotheken-Unternehmerpreis. In diesem Jahr wurde der Unternehmer Martin Timmer mit dem Branchen-Award ausgezeichnet.