Deutschlands Wellness- und Gesundheitshotellerie boomte über lange Zeit, jährlich kamen zahlreiche neue Betriebe hinzu. Die Behandlungs-, Ernährungs-, Spa- und Zusatzangebote wuchsen – oft unsinnig – in den Himmel. Gäste aus aller Welt geben Unsummen für einige Tage Wohlfühlurlaub und „Rundumerneuerung“ von Körper und Geist aus. Viele wollen rasch mal Alltagssorgen und Berufsstress vergessen und sich bei einem Verwöhnwochenende regenerieren.
Jetzt steht die Branche vor einer Zäsur. Der unabhängige Wellnesshotelführer Relax Guide 2024, ab 13. Oktober im Buchhandel und online erhältlich, konstatiert erstmals in seinem 25-jährigen Bestehen eine rückläufige Zahl von Wellnessbetrieben.
„Seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 1999 stieg die Zahl der Wellnesshotels Jahr für Jahr an“, sagt Christian Werner, Herausgeber des Relax Guide. „Wir starteten bei knapp 280 Betrieben mit Spa-Angebot; aktuell stehen wir in Deutschland bei 1.152. Allerdings beobachten wir erstmals seit 25 Jahren mehr Hotelschließungen als Neueröffnungen.“ Bis 2019 sperrten jährlich im Durchschnitt 3,2 Hotels zu. „Dann kamen Corona-Maßnahmen, Lockdowns, Krieg und Arbeitskräftemangel: Seit 2020 beobachten wir einen deutlich wachsenden Trend bei den Schließungen.“ Für 2023 weist der neue Guide den traurigen Rekord von 27 Schließungen aus.
Dem gegenüber steigen die Preise weiterhin unerbittlich an. Für ein Doppelzimmer mit Halbpension muss der Gast in Deutschland um durchschnittlich 8,9 % mehr als im Vorjahr zahlen, in Österreich um 6,4 Prozent und in Südtirol um 7,5 Prozent. „In Einzelfällen machte die Preissteigerung bis zu 30 Prozent aus.“ Kein Wunder daher, dass viele Gäste ihre Freizeitgestaltung mittlerweile überdenken und den verdienten Urlaub anderswo buchen.
Die Auswirkungen auf die Branche sind bedrohlich. Der jahrzehntelange Boom kehrt sich um. Neben den Häusern, die im Jahr 2023 den Betrieb einstellen mussten, sehen sich viele weitere gezwungen, ihr Angebot zu verringern. So haben rund 45 Prozent die in der Branche übliche Dreiviertelpension (Halbpension mit Light Lunch und Nachmittagsjause) auf reine Halbpension reduziert. Vielfach wurde auch der Umfang der Dreiviertelpension verringert. Die Anzahl jener Häuser, die nur noch Nächtigung mit Frühstück ohne Halbpension anbieten, ist um knapp 50 Prozent gestiegen.
„Die Branche steht unter starkem Druck“, sagt Werner. „Auch der Mangel an Mitarbeitern hat mitunter Ausmaße erreicht, die vor kurzem noch als unvorstellbar galten. Ein stark variierendes Leistungsangebot ist vielerorts die Folge.“ Selbst für den erfahrenen Wellnessliebhaber wird es immer schwieriger, im Dschungel der unüberschaubaren Angebote „die Spreu vom Weizen zu trennen“.
Umso wichtiger ist es, Gästen im Vorfeld der Buchung kompetente, ungeschönte Orientierungshilfe zu bieten. Für die Jubiläumsausgaben des Relax Guide wurden mehr als 2.300 Wellness- und Gesundheitshotels in Österreich, Deutschland und Südtirol anonym getestet, kritisch kommentiert und die besten mit bis zu vier Lilien ausgezeichnet.
Seit 1999 erscheint der kritische Wellnessführer als kompaktes Buch, zudem online sowie als kostenlose App. Mit seinen „verdeckten Ermittlungen“ wurde er rasch zum – wie ein führendes Nachrichtenmagazin schrieb – „unbestechlichen Spa-Scout, der bei Hoteliers in etwa so beliebt ist wie der Krampus bei Kleinkindern“.
Unter anderem brachten die anonymen Hoteltester den Bio-(Frühstücksei)-Schwindel ans Licht, die vielfach verbreiteten Nonsens-Behandlungen, das werbliche Schummeln mit Spa-Größenangaben oder eklatante Mängel bei der Poolwasserhygiene. Die Testergebnisse schafften es nicht selten bis in die Hauptabendnachrichten. Nur wenige Jahre vergingen, bis ein Marktforschungsinstitut den Wellnessführer als „bedeutendste wellnesstouristische Marke“ bestätigte. Heute ist er deutlich älter als die meisten Hotels der Branche.
Die brandneue Ausgabe des Relax Guide 2024 (ab 13. Oktober im Buchhandel und online erhältlich), zeichnet rund ein Siebtel der deutschen Hotels mit den begehrten Lilien aus.
Und: Noch nie hat ein mit Relax-Lilien ausgezeichnetes Hotel seinen Betrieb eingestellt. „Man könnte also versucht sein zu sagen, dass eine Lilien-Auszeichnung eine gute Versicherung gegen das vorzeitige Ableben eines Wellnesshotels ist“, konstatiert Werner.