Pflanzlicher Warenkorb beim Discounter erstmals günstiger als tierischer

| Industrie Industrie

ProVeg hat erneut die Preise von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln in deutschen Supermärkten verglichen: Erstmals schneidet ein pflanzlicher Warenkorb günstiger ab als sein tierisches Pendant. Im Schnitt beträgt der Preisunterschied für einen bunt gefüllten Korb 16 Prozent – 9 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Zum dritten Mal in Folge hat ProVeg bei sechs der umsatzstärksten Einzelhändler in Deutschland – Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe – pflanzliche und tierische Warenkörbe mit Produkten des täglichen Lebens aus zwölf Kategorien zusammengestellt: Aufschnitt, Bratwurst (auch Würstchen), Burger, Fischstäbchen, Frischkäse, Hack, Joghurt, Scheibenkäse, Kochcreme, Milch, Pizza und Schnitzel. Berücksichtigt wurden die günstigste pflanzliche Alternative und das günstigste tierische Pendant in ähnlicher Verpackungsgröße in 30 Supermarktfilialen in neun Bundesländern. Die Daten wurden zwischen August und September erhoben.

Die Studie zeigt große Unterschiede zwischen den Einzelhändlern: Bei Lidl ist der pflanzliche Warenkorb inzwischen günstiger als der tierische, bei Rewe ist er nur noch minimal teurer. „Ein pflanzlicher Warenkorb ohne Aufpreis gegenüber seinem tierischen Pendant ist ein Novum“, bilanziert Projektleiterin Virginia Cecchini Kuskow.

Am anderen Ende der Skala steht Edeka mit einem auffallend hohen Preisunterschied von 60 Prozent. Der Ausreißer hat eine einfache Erklärung: Für Pizza, Hack und Fischstäbchen sind noch keine Eigenmarkenprodukte verfügbar. Dennoch setzt Edeka zusammen mit Lidl in 7 Produktkategorien den Benchmark für den niedrigsten Preis, dicht gefolgt von Kaufland. „Für 2025 ist in Deutschland durchaus ein einstelliger Durchschnittswert denkbar“, erklärt Cecchini Kuskow.
 

Preisangleichung in den meisten Kategorien fortgesetzt

In 9 von 12 untersuchten Produktkategorien sind die Preise für pflanzliche Alternativprodukte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. In der Kategorie Scheibenkäse fielen die Preise sogar um mehr als 40 Prozent. Die Studie geht von einer strategischen Stärkung der Kategorie durch den Handel aus. Wie im Vorjahr sind pflanzliche Milchalternativen bei allen Händlern günstiger als Kuhmilch, obwohl sie steuerlich benachteiligt werden. „Die Preisangleichung bei pflanzlichen Alternativen hat sich nachweislich fortgesetzt“, fasst Cecchini Kuskow die Beobachtungen zusammen. Nur Fischstäbchen und Kochcreme verteuerten sich gegen den Trend.

Verbraucher, DGE und Handel ziehen stärker an einem Strang

In Deutschland greifen 4 von 10 Verbrauchern regelmäßig zu pflanzlichen Alternativen, berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind sogar 58 Prozent Routinekonsumenten.1 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bestärkt die Bevölkerung darin: Im März hat die DGE ihre Empfehlungen für den Verzehr von Fleisch und Milch gesenkt, im Juni die positiven Effekte einer pflanzlichen Ernährung auf Gesundheit und Umwelt hervorgehoben und im September die Normalität von Pflanzenmilch im Alltag der Menschen gewürdigt.2 3 4 Inzwischen treibt Lidl in Deutschland die Messung des Verhältnisses von pflanzlichen und tierischen Proteinen in den Absätzen an und setzt sich erste Zielvorgaben.5 Die Studie Superlist Environment Germany untersucht unter Beteiligung der Einzelhändler bis Frühling 2025, mit welchen Maßnahmen der Handel nachhaltigere Konsumentscheidungen außerdem befördern kann.

Hoffnung für Haushalte angesichts hoher Inflation

Nahrungsmittel haben sich in Deutschland seit 2020 um ein Drittel verteuert, ergab eine Sonderauswertung für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024. Erst kürzlich gab das Statistische Bundesamt außerdem bekannt, dass Nahrungsmittel im Oktober 2,3 Prozent mehr gekostet haben als noch 2023. „Pflanzliche Alternativen sind inzwischen in mehreren Kategorien günstiger als tierische Produkte. Angesichts der anhaltenden Inflation stellen sie für stark belastete Haushalte einen echten Lichtblick dar“, so Cecchini Kuskow.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der weltgrößte Bierkonzern AB Inbev lässt seine Biermarke Corona Extra jetzt auch in Deutschland brauen. Ursprünglich stammt die beliebte Biermarke aus Mexiko. Erstmals wird Corona jetzt auch bei Hasseröder im Harz gebraut.

Der Klimawandel macht es möglich: Oliven wachsen inzwischen auch in Mitteleuropa. «Flüssiges Gold» soll es in Zukunft auch aus Oliven vom Kaiserstuhl geben, wie ein Landwirt ankündigt.

Es begann in einer Hütte: Inzwischen macht ein Unternehmer aus dem Schwarzwald mit seinem Käsekuchen das große Geschäft. Auch Influencer hauchen dem Kuchenklassiker neues Leben ein - mit Erfolg.

In der Diskussion über ein mögliches Pfandsystem für Weinflaschen sieht das Deutsche Weininstitut vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit «derzeit viel Dynamik». Ein freiwilliges bundesweites Mehrwegsystem sei «durchaus denkbar».

Der Getränkehersteller Lemonaid sollte seine Limonade nicht mehr als solche verkaufen, weil zu wenig Zucker enthalten war. Nach mehr als fünf Jahren gibt es für die Firma nun eine gute Nachricht.

Fußball und Bier - das gehört für viele Fans einfach zusammen. Daher dürften sich auch die Brauereien im Südwesten auf die Europameisterschaft freuen. Doch nicht nur das deutsche Team muss mitspielen.

Eigentlich gilt Bayern als Geburtsstätte des Weißbiers, doch eine bekannte Weißbiersorte stammt aus einer kleinen Brauerei aus Baden-Württemberg: Farny aus Kißlegg im Allgäu gilt als Urheberin des Kristallweizens. In diesem Sommer feiert die Sorte ihren 100. Geburtstag.

Für alle, die auf Alkohol verzichten wollen, hat die Stiftung Warentest pünktlich zur Fußball-EM alkoholfreies Bier getestet. Das Niveau ist hoch: Von den 20 untersuchten Bieren schnitten 12 insgesamt gut ab, wobei einige auch muffig oder leicht käsig schmecken.

«Juni trocken mehr als nass, füllt mit gutem Wein das Fass» lautet eine Bauernregel. Bis dahin sind noch ein paar Tage - und die Branche hofft auf geeignetes Wetter.

Schaumwein wird in Frankreich beliebter. Statt zu einem Champagner greifen die Menschen verstärkt zu einem Crémant. Zu dessen Höhenflug hat auch ein Trendgetränk aus Italien beigetragen.