Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger fordert Öffnung der Hotels und Skilifte

| Politik Politik

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger fordert, die Hotels und Skilifte im Februar wieder zu öffnen. Gemeinsam sollten die Wirtschaftsminister «auch auf Bundesebene diese Öffnungsschritte einfordern» und nicht «wieder wie Kaninchen vor der Schlange warten, was von Frau Merkel und der Ministerpräsidentenkonferenz aus Berlin kommt», sagte Aiwanger am Freitag in München.

«Bei Hotels seh' ich überhaupt keinen Grund, nicht öffnen zu dürfen», sagte der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Bundesvorsitzende der Freien Wähler. Die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin sollten «akzeptieren, dass man sich in einem Hotel nicht infiziert». Er sei auch überzeugt, «dass wir die Skilifte zeitnah öffnen können». Die Österreicher zeigten, dass das gehe. Mit FFP2-Masken an den Liften und Online-Buchungen vorab, um einen Andrang zu verhindern könnten die Pisten noch im Februar öffnen. Und auch die Heilbäder könnten mit guten Hygienekonzepten und Corona-Schnelltests am Eingang im Frühjahr wieder Gäste empfangen, sagte er auf einem Tourismus-Forum der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw).

Scharf kritisierte Aiwanger Hass und Hetze gegen Münchner Ausflügler im bayerischen Oberland. «Die Leute, die heute bespuckt werden, brauchen wir in ein paar Monaten wieder», als zahlende Gäste. Er frage sich, warum die Gemeinden nicht mehr Parkplätze für Ausflügler schafften, die in die freie Natur wollten, und Parkgebühren kassierten. «Leute auszusperren und zu beschimpfen, ist nicht der richtige Weg.»

Bayern-Tourismus-Geschäftsführerin Barbara Radomski sagte, in der Branche herrsche «ein bisschen Hoffnungslosigkeit, weil die Perspektive fehlt». Der Münchner Wirt Jakob Portenlänger sagte: «Uns geht langsam die Puste aus. Die Novemberhilfe ist leider größtenteils immer noch nicht da.» Angela Inselkammer, Präsidentin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, forderte, die Mehrwertsteuer in den Gastwirtschaften auf 7 Prozent zu senken und «die irrsinnige Bürokratie und Hemmnisse abzuschaffen - das wäre jetzt der richtige Zeitpunkt».

Eine baldige Rückkehr zu früheren Geschäftszahlen erwartet Radomski nicht. Auf dem Land werde das Gastgewerbe von mehr Inlandstourismus profitieren, und für Heilbäder sei eine größere Nachfrage nach Gesundheit, Kur und Wellness eine Riesenchance. Aber die ausländischen Gäste dürften im bayerischen Städtetourismus sehr fehlen. Und «die klassische Geschäftsreise wird nicht mehr stattfinden». Vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte, die Industrieunternehmen sparten enorm Reisekosten und fänden das cool. Der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König erwartet dauerhaft 20 Prozent weniger Geschäftsreisende in der Messestadt.

Dagegen zeigte sich Aiwanger optimistisch: «Wir sind Ende dieses Jahres wieder bei der alten Stärke», sagte er voraus und verwies auf die Impfungen und «die Sehnsucht nach Tapetenwechsel». Er sehe keinen Grund, Trübsal zu blasen: «Wenn wir wieder öffnen dürfen, füllen sich die Tourismusregionen automatisch.»

Brossardt äußerte «tiefsten Respekt, dass unser Wirtschaftsminister so fightet». Inselkammer fand es «toll, wie unser Wirtschaftsminister kämpft für uns».

Heute bangten drei Viertel der Gastwirte um ihre Existenz, «viele befinden sich am Rande des Ruins», sagte Brossardt. Deshalb erwarte die bayerische Wirtschaft von der Bundesregierung und von der bayerischen Staatsregierung «ein Gesamtpaket für den Tourismus der Zukunft». Dazu gehörten auch bessere digitale Netze und Angebote und eine viel bessere Zusammenarbeit der regionalen Tourismusregionen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Je mehr Fachkräfte fehlen, desto lauter der Streit um die Lebensarbeitszeit in Deutschland. Das Ifo-Institut hat die möglichen Auswirkungen kontroverser Vorschläge für den Arbeitsmarkt berechnet.

Trinkgelder sollen in den USA künftig steuerfrei sein. Mit diesem Vorschlag konnte der Republikaner Trump punkten. Nun fordert das auch die Demokratin Harris. Nimmt sie ihm den Wind aus den Segeln?

Ein Vorstoß aus der Türkei zum Schutz von Dönerfleisch erhitzt in Deutschland die Gemüter. Bei der EU in Brüssel läuft dazu jetzt ein Prüfverfahren. Kommen schon bald strengere Regeln? Der Döner-Streit geht in die heiße Phase. Selbst der DEHOGA hat bei der EU Einspruch gegen den Antrag auf Eintragung als traditionelle Spezialität eingelegt. 

Mit einem Aktionsplan wollen Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Kinder- und Jugendreisen stärken. Zunächst soll der Fokus auf der Teilhabe von sozial Benachteiligten sowie der Demokratieförderung und der Bildung im Bereich des nachhaltigen Reisens liegen.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz werden auch Gastronomen und Hoteliers dazu verpflichtet, Anforderungen einzuhalten, wenn ihre Produkte oder Dienstleistungen in den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen. Darunter können auch Tisch- und Hotelreservierungen fallen.

Ihre harte Gangart gegen Cannabis-Konsum hat die Staatsregierung immer wieder betont. Strengere Regeln gelten im Freistaat aber erst jetzt - unter anderem auf Volksfesten und in Gaststätten.

Das Segment Alkoholfreier Wein ist zurzeit das Einzige, das weltweit ansteigt. Gleichzeitig gibt es in der Weinverordnung einige Regelungen, die die Vermarktung alkoholfreier Weine von Weingütern mit Trauben aus der Region erschweren.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG haben sich auf einen neuen Entgelttarifvertrag geeinigt. Dem Abschluss waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Gewerkschaft dachte sogar über Warnstreiks nach und wurde dafür von Dorint-Boss Iserlohe scharf kritisiert.

Der Essenslieferant Delivery Hero mit Hauptsitz in Berlin steht schon länger im Fokus der EU-Wettbewerbshüter. Nun leitet Brüssel den nächsten Schritt ein. Eine Strafe von mehr als 400 Millionen ist möglich.

Der DEHOGA und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten haben sich in der Tarifrunde 2024 auf einen Tarifabschluss für die Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie geeinigt.