Reduzierte Mehrwertsteuer in der Gastronomie im CDU/CSU-Wahlprogramm

| Politik Politik

Mit einer Vielzahl von teils teuren Versprechen kämpft die Union bei der Bundestagswahl um Wählerstimmen. Wie sie die Steuersenkungen und Investitionen etwa in Forschung und Bundeswehr konkret finanzieren will, lässt der Programmentwurf offen: «Unmittelbar zu Beginn der neuen Wahlperiode machen wir einen ehrlichen Kassensturz und hinterfragen alle Ausgaben, insbesondere die Subventionen. So stellen wir zugleich sicher, dass bei Umsetzung unserer Projekte eine solide Haushaltsführung gewährleistet ist.»

Steuern

Als Entlastungen will die Union Steuern senken und die Pflicht zur Steuererklärung für Rentner abschaffen. Der Einkommensteuertarif soll schrittweise gesenkt werden und der Spitzensteuersatz später greifen. Den Solidaritätszuschlag will sie abschaffen. Berufspendlern verspricht sie eine höhere Pendlerpauschale. Sozialversicherungsbeiträge sollen gesenkt werden und der Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie sinken.

Schon beim Branchentag des DEHOGA Bundesverbandes hatte sich der Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz mit Nachdruck für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ausgesprochen (Tageskarte berichtete). Überstundenzuschläge sollen steuerfrei werden. Auch soll es höhere Freibeträge bei Grunderwerb- und Erbschaftsteuer geben. Eine Vermögensteuer dagegen nicht. Das Ehegattensplitting soll bleiben.

Rente

«An der bestehenden gesetzlichen Regelung 1165 zum Renteneintrittsalter halten wir fest», heißt es im Papier. Rentenkürzungen schließen CDU und CSU aus. Wer freiwillig länger arbeitet, soll sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei erhalten. Jedes Kind soll zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr ein staatlich gesponsertes Kapitalmarktdepot erhalten.

Nein zum Bürgergeld, ja zur Schuldenbremse

Geldmittel erhofft sich die Union durch die Streichung von Leistungen wie dem Bürgergeld: «Ausgaben, die ihr Ziel verfehlen, müssen entfallen», heißt es im Entwurf. An der Schuldenbremse will sie festhalten. Da die Haushaltslage des Bundes wegen Steuerausfällen und der anhaltenden Wirtschaftsflaute überaus angespannt ist, dürfte die Finanzierung nicht ohne Kürzungen an anderen Stellen möglich sein.

Das 79-seitige Papier liegt der Deutschen Presse-Agentur vor und soll am Dienstag von den Vorständen von CDU und CSU beschlossen werden. Ein Überblick über wichtige Punkte:

Energie

Die Union will Stromsteuer und Netzentgelte senken. Netze, Speicher und alle Erneuerbaren sollen ausgebaut werden. Zudem soll an der «Option Kernenergie» festgehalten werden - inklusive Prüfung einer Wiederaufnahme der «zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerke». Das Heizungsgesetz der Ampel zur Senkung klimaschädlicher Emissionen soll abgeschafft werden.

Leitkultur/Integration

«Es gibt in unserem Land gewachsene Spielregeln und Normen, die von allen, die hier leben wollen, anerkannt und respektiert werden müssen. Wir stehen zu unserer Leitkultur.» Das Einbürgerungsgesetz der Ampel soll rückgängig gemacht werden, genau wie die generelle Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft.

Migration

Die Asylpolitik soll sich ändern: «Eine strikte Begrenzung der Migration ist dringend nötig», heißt es im Papier. Menschen ohne Bleibeperspektiven sollen an den Grenzen zurückgewiesen werden. Die Zahl der sicheren Herkunftsstaaten soll erweitert werden, Abschiebungen sollen auch nach Syrien und Afghanistan möglich werden. Der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte soll ausgesetzt werden.

Bundeswehr/Ukraine

Die Ausgaben für die Verteidigung sollen wachsen, eine Wehrpflicht schrittweise eingeführt und die Führung beim Aufbau eines europäischen Raketenabwehrschirms übernommen werden. Die Ukraine soll weiter «mit diplomatischen, finanziellen und humanitären Mitteln sowie mit Waffenlieferungen» unterstützt werden.

Innere Sicherheit

Mit mehr Überwachung – etwa durch elektronische Fußfesseln, Videokameras oder Systeme zur Gesichtserkennung - soll die Sicherheit an Gefahrenorten verbessert werden. Internetanbieter sollen zur Speicherung der IP-Adressen verpflichtet werden. Die Legalisierung von Cannabis wird wieder abgeschafft.

Umsetzung des Programms in Koalitionsverhandlungen offen

Unionskanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz versprach bei seiner Nominierung als NRW-Spitzenkandidat, die Union werde die Steuer- und Rentenlast senken. Er wolle den Kindern und Enkelkindern «ein Land hinterlassen, in dem sie nicht nur im Wohlstand und mit sozialer Gerechtigkeit leben können, sondern vor allem in Frieden und in Freiheit».

Da die Union nach der Wahl am 23. Februar auf Koalitionspartner angewiesen sein dürfte, ist offen, ob und wieweit sie ihre Forderungen tatsächlich durchsetzen kann.

Die SPD warf Merz mit Blick auf den Programmentwurf einseitige Entlastungen allein für Spitzenverdiener und Konzerne vor. «Friedrich Merz plant milliardenschwere Entlastungen für Spitzenverdiener und große Unternehmen, lässt aber offen, wer die Rechnung zahlen soll», sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch dem «Tagesspiegel».

CSU-Chef Markus Söder warnte in München vor «wohlfeilen Kompromissen»: «Das Programm dient nicht dazu, es nach der Wahl neu zu schreiben.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Bundeswirtschaftsministerium und der bayerische Beauftragte für Bürokratieabbau hatten Anfang Oktober zu einem Praxischeck im Gastgewerbe geladen. Im Rahmen des Workshops wurden bürokratische Hemmnisse identifiziert und Lösungsansätze aufgezeigt.

Unter dem Motto „Pizza – Burger – Business – Berlin“ feierte der Bundesverband der Systemgastronomie die Eröffnung seiner neuen Repräsentanz in der Hauptstadt. Die Veranstaltung stand im Zeichen der kulinarischen Vielfalt der Branche und hob die Bedeutung des Dialogs zwischen Wirtschaft und Politik hervor.

Der Bundesrat hat der Abschaffung des Hotelmeldescheins für deutsche Übernachtungsgäste zum 1. Januar 2025 zugestimmt. Der Deutsche Heilbäderverband und der Deutsche Tourismusverband ​zeigen sich enttäuscht darüber, dass keine ausreichende Übergangsfrist geschaffen wurde.

Der Tarifkonflikt in der Systemgastronomie ist lange nicht gelöst. Auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen über einen neuen Tarifvertrag wurde keine Einigung erzielt. Um auf die Situation der Beschäftigten hinzuweisen, führte die Gewerkschaft NGG in Berlin jetzt einen Aktionstag durch.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Bundestag eine industriepolitische Offensive angekündigt und Oppositionsführer Friedrich Merz scharf angegriffen. Merz warf Scholz im Gegenzug vor, den Bundestag für Wahlkampf zu missbrauchen.

Im Markenstreit um das Schloss Neuschwanstein hat der Freistaat Bayern eine Niederlage vor dem EU-Gericht erlitten. Die Richter in Luxemburg wiesen die bayerische Klage gegen eine Entscheidung des Amts der Europäischen Union für Geistiges Eigentum ab. 

Die Bundesregierung hat die Fortschreibung ihrer Nationalen Tourismusstrategie in Form eines Strategieberichts veröffentlicht. Der Bericht verknüpft strategische Ziele und praxisorientierte Lösungen für zentrale Fragen der Tourismuswirtschaft.

Nahezu alle Fraktionen sprachen sich Ende September in der Sitzung des Ausschusses für Tourismus gegen die geplanten Kürzungen bei der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) im Bundeshaushaltsplan 2025 aus. Nun wurde nachgebessert.

In der namibischen Hauptstadt soll ein Ausbildungszentrum entstehen, in dem nach deutschen Standards geprüft wird. Zunächst einmal soll es um Berufe mit großem Fachkräftebedarf gehen wie kaufmännische oder gewerbliche Berufe und das Gastgewerbe.

In einem Webseminar zur Revision der Pauschalreiserichtlinie hat der Deutsche Reiseverband über den aktuellen Stand und zu erwartenden Entwicklungen informiert. Eine weitere Verschärfung werde zu unvermeidlichen Preiserhöhungen bei Urlaubsreisen führen, warnte der Verband.