Schweizer Nationalrat will Bestpreisklauseln auf Buchungsplattformen verbieten

| Politik Politik

Schweizer Hotels oder Vermieter von Ferienwohnungen, die ihre Zimmer auf Buchungsplattformen wie zum Beispiel Booking.com anbieten, dürfen die dortigen Preise bislang nicht unterbieten. Der Schweizer Nationalrat will derartigen "Knebelverträge" nun jedoch den Riegel vorschieben. 

Es gehe um die grundsätzliche Frage, wie man mit Bedingungen von großen Online-Anbietern umgehen wolle, so Nationalrätin Min Li Marti. Sie stünden einer wirtschaftlichen Übermacht von großen Online-Plattformen, insbesondere mit monopolartigem Charakter, skeptisch gegenüber, erklärte Li laut SRF

Der Bundesrat ist eigentlich gegen einen solchen "Eingriff in die Vertragsfreiheit". Laut Judith Bellaiche von den Grünliberalen könne es nicht sein, dass das Wettbewerbsrecht für eine einzige Branche eingeschränkt werde. Auch Barbara Steinemann von der SVP betonte, dass Hotels und Vermieter von Ferienwohnungen viele Vorteile hätten, wenn sie ihre Angebote auf Buchungsplattformen anbieten. Da müsse man auch Nachteile in Kauf nehmen, so die Politikerin. 

Die Mehrheit des Nationalrats sah das jedoch anders. Preisabsprachen im Tourismusbereich seien schädlich und deshalb zu verbieten, zeigte sich Philipp Matthias Bregy, Präsident der Mitte-Fraktion, überzeugt. Die Nachbarländer hätten das auch getan. 

«Für die Beherbergungsanbieter ist es wichtig, dass sie auf ihrer eigenen Webseite ihre Preise aber auch die Konditionen und Verfügbarkeiten ihrer Zimmer selber bestimmen dürfen und sich so von den Online-Plattformen differenzieren können», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse und ergänzt: «Nur so können die unternehmerische Freiheit der Hoteliers und bessere Wettbewerbsbedingungen sichergestellt werden.» Durch ein differenziertes Angebot profitieren Konsumentinnen und Konsumenten von besseren Auswahlmöglichkeiten und günstigeren Preisen.

HotellerieSuisse bittet nun den Ständerat, dem Vorgehen des Nationalrates zu folgen und sich auch für ein Verbot aller Paritätsklauseln auszusprechen. Damit würde nicht nur der Wettbewerb gefördert, sondern auch der Standortnachteil der Schweizer Hotellerie beseitigt. 

In Deutschland fürfen Buchungsportale wie Booking.com ihren Partnerhotels nicht verbieten, Zimmer auf der eigenen Internetseite billiger anzubieten. Eine solche sogenannte «enge» Bestpreisklausel beeinträchtige den Wettbewerb, gleichzeitig sei Booking nicht unbedingt darauf angewiesen, entschied der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) im vergangenen Jahr (Tageskarte berichtete). 

«Eng» bedeutet, dass die Hotels auf konkurrierenden Portalen oder im Offline-Vertrieb günstigere Preise anbieten durften, also zum Beispiel am Telefon oder an der Rezeption. Es war aber nicht erlaubt, dafür im Internet zu werben. «Weite» Klauseln, die alle günstigeren Angebote verbieten, sind schon seit 2015 rechtskräftig untersagt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Zur Europawahl hat die Branche ihre Positionen und Erwartungen für ein starkes Gastgewerbe in einer leistungsfähigen Europäischen Union an die Politik adressiert. Jetzt liegen die Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog des DEHOGA und des Hotelverbandes vor.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Das bringt den DEHOGA Bayern auf die Zinne. „Unverschämt“ und „hoch unanständig“ sei das, schimpft DEHOGA-Bayern-Chef Geppert und fordert Konsequenzen.

Kaum ein Thema treibt die gastgewerblichen Unternehmer so um wie die wachsende Bürokratie. In seiner neuen Broschüre „Rezepte für den Bürokratieabbau“ zeigt der DEHOGA Bundesverband die bürokratischen Pflichten für Gastronomie und Hotellerie im Detail auf und benennt seine Empfehlungen für den Bürokratieabbau.

„Die von der EU geplanten neuen Regelungen für die Pauschalreiserichtlinie kosten nicht nur Geld, sie verzerren auch den Wettbewerb weiter – zu Lasten der organisierten Reise“, kritisierte der DRV-Präsident bei einer Anhörung im Bundestag.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat den Vorstoß von Bundeskanzler Olaf Scholz für eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro zurückgewiesen. Auf Dauer würde es für Arbeitsplätze gefährlich, wenn sich die Politik hier einmische.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro ausgesprochen. Gleichzeitig übte er Kritik an der Mindestlohnkommission.

Der DEHOGA Bayern sowie die Gewerkschaft NGG konnten sich in München nicht auf einen neuen Entgelttarifvertrag für Bayerns Hotellerie und Gastronomie einigen. Die Gewerkschaft NGG brach die Gespräche am Montag ab. Nun plane man Aktionen bis hin zum Warnstreik. Die Arbeitgeber hatten die NGG-Forderungen als unrealistisch zurückgewiesen.

Die Europäische Kommission hat heute Booking Holdings, die Muttergesellschaft von Booking.com, als Gatekeeper-Plattform im Sinne des Digital Markets Act benannt. Booking.com hat nun sechs Monate Zeit, um alle Gebote und Verbote als Gatekeeper zu erfüllen.

Der DEHOGA Bundesverband macht noch einmal auf die Frist für die Schlussabrechnungen der Corona-Wirtschaftshilfen (Überbrückungs-, November- und Dezemberhilfen) aufmerksam: Diese können nach der letztmaligen Fristverlängerung vom März noch bis zum 30. September 2024 eingereicht werden.

Mit Blick auf die Europawahl am 9. Juni starten die in der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand zusammengeschlossenen Verbände einen gemeinsamen Wahlaufruf mit Reformvorschlägen.