Flusskreuzfahrt - Diskussion um Schiffsreisen in Deutschland

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Sie kommen, sehen - und schippern weiter: In den Städten an Rhein und Mosel ist im Sommer Hochzeit für Flusskreuzfahrten. Gruppenweise strömen die Gäste morgens vom Schiff in die Innenstädte, bestaunen Sehenswürdigkeiten, kaufen Souvenirs und kehren abends wieder auf ihr Schiff zurück. Doch nicht bei allen sind sie willkommen. Wie ist das in Rheinland-Pfalz?

Flusskreuzfahrten wichtig für Tourismus

In Mainz gibt es laut Stadt zurzeit 11 Schiffsanleger. 2019 seien 919 Mal Flusskreuzfahrtschiffe in Mainz angekommen. Die Zahl war zuvor jedes Jahr gestiegen, wegen der Corona-Pandemie wurde die Erfassung aber ausgesetzt. 

Laut Stadtsprecher spielen die Besucherinnen und Besucher über den Fluss in Mainz eine große Rolle, insbesondere für den Tagestourismus. Laut einer Studie würden in Mainz rund 500 Millionen Euro Bruttoumsatz pro Jahr durch Tagestourismus insgesamt generiert. Das schließt allerdings auch Tagestouristen, die über das Land kommen, mit ein. «Die Landeshauptstadt ist mit der positiven Entwicklung der Tagesgäste durch die Flusskreuzfahrten sehr zufrieden», teilt der Sprecher mit. «Eine Verringerung der Zahlen steht mithin in Mainz in keiner Weise zur Diskussion.» 

Neuer Anleger in Trier geplant

Auch in Trier sind die Gäste vom Fluss gerne gesehen. «Grundsätzlich ist der Tourismus ein für Trier wichtiger Wirtschaftsfaktor – dazu zählen auch die Flusskreuzfahrten», sagt eine Stadtsprecherin. «Flusskreuzfahrten, Tagestouristen, Rad- und Wandertouristen haben verschiedene Urlaubsvorstellungen und Bedürfnisse.» Daher gebe es auch ein breites Angebot in Trier. 

Die Zahl der Kreuzfahrten, die eine Stadtführung bei ihnen gebucht haben, sei in den Jahren nach der Pandemie jährlich angestiegen. 2023 sei der Höchststand von 1924 gebuchten Führungen für Kreuzfahrtfahrgäste erreicht worden. «Gemeinsam mit dem Unternehmen Viking Cruises werden zwei neue Anlegestellen gebaut, die die jährlichen Kapazitäten der Stadt um rund 40.000 Touristen steigern sollen», teilt die Stadt mit. 2026 sollen die ersten Gäste über die neuen Anleger an Land gehen.

Anbieter berichten von steigender Nachfrage

Nach Angaben des Anbieters Nicko Cruises laufen die Buchungen für das kommende Jahr sehr gut an. Man sei zuversichtlich, dass sich die Nachfrage weiter positiv entwickle, sagt Sprecherin Sandra Huck. «Die Nachfrage nach Flusskreuzfahrten ist in den vergangenen Jahren gestiegen, verzeichnete in den Pandemiejahren jedoch einen merklichen Einbruch.» 

Auch Anbieter A-Rosa sagt, Flusskreuzfahrten erfreuten sich einer wachsenden Beliebtheit. «2023 konnte sogar das bisherige Rekordjahr 2019 übertroffen werden und auch 2024 wird voraussichtlich ein neuer Umsatzrekord erzielt», sagt Pressesprecherin Annika Schmied. Beliebt sei etwa die Adventsreise mit Halt unter anderem in Mainz und Koblenz.

Protest gegen Schiffsanleger

Doch an Land stoßen die Besucherinnen und Besucher vom Fluss mancherorts auf Ablehnung. Beispiel Traben-Trarbach: Hier hat sich eine Bürgerinitiative zusammengetan, die einen neuen Schiffsanleger für längere Kreuzfahrschiffe verhindern will. Sie bemängelt vor allem eine unzureichende Bürgerbeteiligung. Die Informationslage sei dürftig und man habe erst nach dem Verkauf davon erfahren. Diese Kritik kann Stadtbürgermeister Patrice Langer (SPD) nicht nachvollziehen. «Wir hatten eine öffentliche Sitzung im Stadtrat und es wurde auch im Amtsblatt thematisiert, dass die Ausbaupläne der Viking vorgestellt werden», sagt er. Viking selbst antwortete nicht auf eine Anfrage.

Massentourismus oder Wirtschaftsförderung?

Die Bürgerinitiative «schiffsanleger-traben.de» befürchtet zudem eine deutliche Steigerung der Zahl der anlegenden Schiffe. «Bei uns ist es sehr ruhig und beschaulich, da merkt man den Lärm kolossal. Das ist eine dauerhafte Lärmglocke, stundenlang, den ganzen Tag, die ganze Nacht», sagt ein Mitglied. «In einem Hinterhof in Berlin ist es dann stiller als bei uns.» Die Initiative setze sich für eine aktive Bürgerbeteiligung und eine offene Diskussion ein. 

«Die komplette Wertschöpfungskette bleibt auf dem Kreuzfahrtschiff», kritisiert ein Mitglied der Bürgerinitiative. «Die kommt kaum den Anwohnern und Betrieben am Ort zugute. Und die Masse der Flusstouristen verprellt auch unsere Landtouristen.» Langer ist da anderer Meinung. Flusstouristen spielten mittlerweile eine große Rolle für die Wirtschaft am Ort. Winzer hielten etwa Weinproben auf den Schiffen ab, es komme solvente Klientel an Land. «Die Geschäfte als solche profitieren», sagt er. «Die freuen sich auf die Touristen.»

Schiffsverkehr weniger reglementiert

Kritik an Flusskreuzfahrten - oder zumindest an ihrer Umweltbilanz - kommt auch vom Nabu. «In der Schifffahrt werden weiterhin nahezu ausschließlich fossile Kraftstoffe benutzt», erklärt Lukas Leppert, Referent für Verkehrspolitik beim Nabu Deutschland. Die offensichtliche Lösung sei, keine fossilen Kraftstoffe mehr zu verbrennen. Das allerdings sei schwierig. «Autos kann man gut elektrifizieren, aber Schiffe sind groß», sagt er. «Bei der Flussschifffahrt ist es noch etwas einfacher als bei der internationalen Seeschifffahrt.» Es sei daher zentral, dass alle Schiffe so effizient wie möglich würden, um weniger Kraftstoff zu verbrauchen. «Und dann müssen langfristig keine fossilen, sondern erneuerbare Kraftstoffe benutzt werden.»

Nabu: Umwelt und Klima werden belastet

Sowohl A-Rosa als auch Nicko Cruises teilen mit, dass ihre Schiffe mit sogenanntem Marine Gas Oil betrieben werden. «Dieser Treibstoff ist in etwa vergleichbar mit normalem Autodiesel», schreibt Schmied. An alternativen Antriebskonzepten werde gearbeitet. Ein 2022 in den Dienst gegangenes Schiff verfüge über ein hybrides Antriebssystem mit Batteriespeicher und könne dadurch temporär rein elektrisch fahren. «Eine effiziente Routenplanung spart zusätzlich Energieverbrauch und Emissionen während des Betriebs», schreibt Huck. Beim Anlegen werde Landstrom genutzt, soweit er zur Verfügung stehe.

«Mit E-Fuels ist bei Kreuzfahrten und der Schifffahrt allgemein langfristig ein klimaneutraler Betrieb möglich», sagt Leppert. «Das größte Problem ist: Es fehlt am wirtschaftlichen und regulatorischen Anreiz.» Fossile Brennstoffe seien nun mal günstiger, E-Fuels viel teurer. «Aktuell gibt es noch keine Kreuzfahrten, die Klima und Umwelt nicht belasten», sagt er. Jede Person, die sich auf so ein Schiff begibt, muss sich klarmachen, dass sie damit Umwelt und Klima belastet.» (dpa)


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