Der Tourismus in Schleswig-Holstein nimmt trotz Corona an Fahrt auf. Urlauber können jetzt wieder eine weitere beliebte Ferienregion an der Ostsee ansteuern. Mehrere Ferienorte an der Lübecker Bucht dürfen von diesem Samstag an Urlauber empfangen. Für den Beginn eines Modellprojektes in den Gemeinden Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt gab der Kreis Ostholstein am Mittwoch grünes Licht, wie die beteiligten Tourismus-Agenturen mitteilten. Das zunächst auf vier Wochen begrenzte Projekt ist an strikte Vorgaben gebunden, zum Beispiel an Corona-Tests in dichtem Abstand.
Die Modellregion «Innere Lübecker Bucht» kann an den Start gehen, nachdem die Infektionszahlen in Ostholstein wieder gesunken sind. Rund 300 Betriebe hatten ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklärt und können nun für Urlauber ihre Türen öffnen.
Rund 5000 Betten in Timmendorfer Strand und zusammen rund 6500 Betten für Scharbeutz, Sierksdorf und Neustadt in Holstein stehen für Touristen bereit. Weitere touristische Modellprojekte laufen in der Schlei-Region, in Eckernförde und in Nordfriesland. Ein weiteres Projekt soll am nächsten Montag in Büsum (Dithmarschen) starten.
Voraussetzungen für die Modellprojekte sind Corona-Inzidenzen stabil unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen. Schleswig-Holstein stand am Dienstagabend bei 54,5, Ostholstein bei 55,8. Gäste müssen mit frischem Negativ-Test in die jeweilige Modellregion kommen und diesen am Zielort binnen weniger Tage wiederholen. Bei Gaststättenbesuchen sind Testbelege nötig, bei Vermietungen fallen diverse Einverständniserklärungen an.
Abgesehen von den vier Modellregionen liegt der Tourismus im Norden noch brach. Weitere Öffnungen sind aber denkbar. Die Landesregierung ist über das weitere Vorgehen in Gesprächen.
Nach Angaben der Modellregion «Innere Lübecker Bucht» nehmen die führenden Hotels an dem dortigen Modellprojekt teil, ebenso große Vermittlungsagenturen, die viele individuelle Ferienwohnungen anbieten. Auch Privatvermieter seien dabei. Für Campingfreunde gebe es eine Auswahl an Plätzen, auf denen naturnah mit Wohnwagen oder Wohnmobil übernachtet werden kann. Auch viele Restaurants warten auf Gäste, einige öffnen auch ihre Innenbereiche.
Die Corona-Tests, die Urlaubern alle 48 Stunden machen sollen, sind für sie kostenfrei. Wissenschaftlich begleitet wird das Modellprojekt von der Universität Lübeck mit der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie.
Unterdessen möchte die Tourismus-Modellregion Ostseefjord Schlei in die Verlängerung gehen. Ein entsprechender Antrag auf Verlängerung vom 17. Mai bis zum 13. Juni sei an das Wirtschaftsministerium geschickt worden, sagte der Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH (OfS), Max Triphaus, am Mittwoch. Bereits spätestens zum 13. Mai soll die Innengastronomie in der Region aufgrund der großen Nachfrage zu Christi Himmelfahrt dem Antrag zufolge öffnen dürfen.
Triphaus verwies auf die Erfahrungen aus Eckernförde, wo sich die Öffnung der Innengastronomie bisher als unbedenklich erwiesen habe. Er erwartet bis Ende der Woche eine Antwort des Ministeriums, wie es mit der Modellregion weitergehen kann.
In der Schleiregion gibt es im Modellprojekt mittlerweile Übernachtungskapazitäten für rund 20 000 Menschen. Fast die Hälfte davon entfällt auf die Campingplätze (9000). Die OfS rechnet in den vier Wochen Laufzeit des Modellprojektes mit etwa 400 000 Übernachtungen. Die Gäste werden nach Berechnungen der Touristiker dabei in dem Zeitraum etwa 20 Millionen Euro umsetzen. Nicht eingerechnet in die Zahlen sind die Ausgaben die Tagesgäste, Zweitwohnungsbesitzer und Dauercamper tätigen.
Die Stimmung in der Bevölkerung, den Betrieben und auch der Bevölkerung sei überwiegend positiv. Das vorsichtige Wiederanfahren des Tourismus habe in der Schleiregion nicht wie von einigen befürchtet zu einem Anstieg der Corona-Neuinfektionen geführt. Seit dem Projektstart wurden den Angaben zufolge 24 000 Antigenschnelltests gemacht. Positive Testergebnisse wurden anschließend durch PCR-Tests überprüft. Dabei seien in fünf Fällen die Positivmeldung bestätigt worden, sagte Triphaus. Betroffen waren drei Gäste und zwei Einheimische. Von den Gästen sind
auf Anweisung des Gesundheitsamtes zwei nach Hause gefahren, einer hat sich im Ferienobjekt in Quarantäne begeben. (dpa)