Spanische Hoteliers als Touristenpolizei?

| Tourismus Tourismus

Name, Adresse, Ausweisnummer – das gehört beim Check-in in Spanien zur Routine. Die Daten dienen nicht nur der internen Verwaltung, sondern werden auch an die Sicherheitsbehörden weitergegeben, um potenzielle Straftäter zu identifizieren.

Ein neues Regierungsdekret sorgt nun jedoch für Unruhe, da es die Erfassung persönlicher Daten von Touristen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, erheblich ausweiten soll. Eigentlich sollte das neue Registrierungsverfahren bereits an diesem Dienstag starten, wurde aber nach Protesten der Tourismusbranche auf Dezember verschoben.

Innenminister Fernando Grande-Marlaska reagierte auf die Kritik, doch der Branche reicht dieser Aufschub nicht. Sie fordert die vollständige Rücknahme des Dekrets, das ohne Abstimmung mit der Tourismusindustrie erlassen wurde. Die Erfassung sei „unverhältnismäßig“, verstoße gegen europäische Datenschutzrichtlinien und verwandele die Hoteliers in eine Art „Touristenpolizei“.

Zukünftig sollen mehr als 20 persönliche Daten von Reisenden in polizeilichen Meldeformularen an der Hotelrezeption erfasst werden. Dazu gehören nicht nur Ausweisdaten, sondern auch weitere Informationen wie E-Mail-Adresse, Festnetz- und Handynummer sowie bei minderjährigen Reisenden der Verwandtschaftsgrad zu den erwachsenen Begleitpersonen.

Darüber hinaus sollen Zahlungsinformationen, wie Konto- oder Kreditkartennummern, routinemäßig an die Sicherheitsbehörden weitergeleitet und für drei Jahre gespeichert werden. Kritiker warnen bereits vor dem „gläsernen Mallorca-Urlauber“.

Das Innenministerium rechtfertigt das Vorhaben mit der Bekämpfung von Kriminalität. Gerade die Überwachung von Unterkünften und Autovermietungen spiele eine Schlüsselrolle bei der Gefahrenabwehr. Spanien ist nicht nur eines der beliebtesten Reiseziele Europas, sondern auch ein Rückzugsort für internationale Verbrecherbanden, die sich leicht in der Menge der Urlauber verstecken können.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Kampf gegen Gewalt und Übergriffe an Bord von Flugzeugen fordert Ryanair-Chef Michael O'Leary ein Getränke-Limit vor Abflug. Reisende sollten höchstens zwei Drinks am Flughafen je Board-Karte kaufen können.

Erst viel Regen, dann einige Hitzetage - die Bilanz der Strandkorbvermieter in Schleswig-Holstein fällt durchwachsen aus. Insgesamt war es eine durchschnittliche Saison, sagt der Verbandsvorsitzende.

In gut vier Wochen beginnen in ersten Bundesländern die Herbstferien. Die Nachfrage beim weltgrößten Reisekonzern ist groß. Mallorca ist nicht mehr Urlaubsziel Nummer eins.

Mehr als 200.000 Pauschalreisebuchungen wurden im Zuge der FTI-Pleite im Frühsommer storniert. Seit kurzer Zeit läuft der Erstattungsprozess - eine große Zahl Betroffener wird auch bald Post bekommen.

Weil der US-Fahrdienstleister beim Transfer personenbezogener Daten gegen europäische Datenregeln verstoßen haben soll, verhängt die zuständige Behörde eine Millionenbuße. Doch der Streit dauert an.

Outdoor, Indoor - am Flughafen: Surfen vor der Haustüre. Das Meer brauchen Surfer nicht mehr unbedingt. Vom Eisbach mitten in München hat sich die Welle in Deutschland und Europa ausgebreitet.

«Tourists go home»: In Spanien sorgen Anti-Urlauber-Demos für Aufsehen. Ohne die Probleme dort kleinreden zu wollen: Die meisten Touristen pro Kopf haben andere Urlaubsländer.

Deutsche Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter im ersten Halbjahr wieder öfter auf Reisen. Das zeigt eine Auswertung von AirPlus International. Die Fußball-Europameisterschaft hatte allerdings keinen nennenswerten Einfluss auf die Reisetätigkeit.

Selfie vor dem Eiffelturm, Strandtag in der einsamen Bucht, Sangria in der Sonne - für die allermeisten gehört das Posten der Erlebnisse in sozialen Netzwerken zum Urlaub dazu. Für möglichst viele Likes wird dabei einiges in Kauf genommen.

In Frankfurt wurde erstmals in einem Monat die Millionengrenze bei den Übernachtungszahlen geknackt. Aus dem Ausland strömten besonders viele Fans in die Stadt am Main. Auch die Stadt Köln freut sich über ein herausragendes erstes Halbjahr.