Der weltgrößte Reisekonzern Tui hat im Geschäftsjahr 2019 deutlich weniger Gewinn gemacht als im Vorjahr. Belastet vom Flugverbot für den Mittelstreckenjet Boeing 737 Max sackte der Nettogewinn von 727,2 Millionen Euro auf 416,2 Millionen Euro - ein Minus von 42,8 Prozent, wie der Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Tui hat 15 Boeing 737 Max in der Flotte und musste Ersatzflugzeuge mieten. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebita) fiel um knapp 22 Prozent auf 893,3 Millionen Euro. Zudem teilte Tui mit, dass die Aktionäre künftig mit deutlich geringeren Dividenden rechnen müssen.
„Mit einem operativen Ergebnis in Höhe von 893 Millionen Euro hat die TUI Group das Geschäftsjahr 2019 erfolgreich abgeschlossen. TUI zeigt auch in einem für die Touristik-Industrie schwierigen Jahr operative Stärke, eine solide Bilanz und Wachstum bei den Kerngeschäften Hotels und Kreuzfahrten“, erklärte Vorstandsvorsitzender Fritz Joussen am Mittwoch in Hannover.
Hotels und Resorts: starke Entwicklung, höhere Durchschnittspreise pro Bett
Hotels und Resorts hat das operative Ergebnis im Gesamtjahr 2019 deutlich gesteigert. Die starke Entwicklung ist Folge der erfolgreichen Diversifizierung des Hotel-Portfolios. Während sich im Berichtszeitraum die Auslastung und die Preise der Hotels in Spanien nach den Rekordwerten der vergangenen Jahre weiter normalisierten, stieg die Nachfrage nach Hotels in der Türkei und Nordafrika. Auch die Nachfrage nach Unterkünften in Griechenland und der Karibik blieb hoch. Die durchschnittliche Auslastung erreichte mit 82 Prozent wieder ein hohes Niveau, der Durchschnittspreis pro Zimmer lag mit 66 Euro um fünf Prozent über dem Vorjahreswert. Auf vergleichbarer Basis konnte der Bereich das bereinigte Ergebnis steigern, bei den absoluten Zahlen lag das Ergebnis leicht unter Vorjahr, da im Vorjahresergebnis ein Erlös aus dem Verkauf von RIU Hotels in Höhe von 43 Millionen Euro enthalten war. Seit dem Zusammenschluss von TUI AG und TUI Travel PLC in 2014 sind 70 neue Häuser zum Portfolio hinzugekommen.
- Bereinigtes EBITA auf vergleichbarer Basis: +8,2 Prozent auf 451,5 Millionen Euro (Vorjahr: 417,1 Millionen Euro)
- Bereinigtes EBITA auf Basis konstanter Wechselkurse: -4,9 Prozent auf 437,5 Millionen Euro (Vorjahr: 460,0 Millionen Euro)
- Durchschnittspreis pro Bett: +4,6 Prozent auf 66 Euro
- Durchschnittliche Auslastung: -1,0 Prozentpunkte auf 82 Prozent
Kreuzfahrten: Mehr Schiffe, weiteres Wachstum
Im Geschäftsjahr 2019 haben alle drei Kreuzfahrtmarken des Konzerns den Wachstumskurs fortgesetzt und das operative Ergebnis deutlich verbessert. Mit der Indienststellung der Mein Schiff 2, der HANSEATIC nature und der Marella Explorer 2 ist die Kreuzfahrtflotte der TUI im Berichtszeitraum auf insgesamt 17 Schiffe gewachsen. Trotz der Kapazitätserhöhungen, insbesondere im deutschen Markt, konnten die Auslastung und die Durchschnittspreise der Schiffe auf einem hohen Niveau gehalten oder gesteigert werden.
- Bereinigtes EBITA: +13,0 Prozent auf 366,0 Millionen Euro (Vorjahr: 323,9 Millionen Euro)
- Bereinigtes EBITA bei konstanten Wechselkursen: +13,2 Prozent auf 366,7 Millionen Euro (Vorjahr: 323,9 Millionen Euro)
Durchschnittliche Rate pro Tag und Passagier:
- TUI Cruises: 174 Euro (Vorjahr: 178 Euro)
- Marella Cruises: 149 GBP (Vorjahr: 141 GBP)
- Hapag-Lloyd Cruises: 641 Euro (Vorjahr: 615 Euro)
Durchschnittliche Auslastung:
- TUI Cruises: 101 Prozent (Vorjahr: 101 Prozent)
- Marella Cruises: 100 Prozent (Vorjahr: 101 Prozent)
- Hapag-Lloyd Cruises: 79 Prozent (Vorjahr: 78 Prozent)
Destination Experiences: Ergebnis deutlich gesteigert, verkaufte Aktivitäten mehr als verdoppelt
Das Segment TUI Destination Experiences (Aktivitäten und Ausflüge in den Zielgebieten) ist ein strategisches Wachstumsfeld und wird sukzessive ausgebaut. Im Herbst 2018 wurden das Technologie-Unternehmen Musement sowie Destination Management hinzugekauft. Die Anzahl der verkauften Aktivitäten und Ausflüge wurde im Berichtszeitraum auf 9,7 Millionen mehr als verdoppelt (+116 Prozent). Das bereinigte Ergebnis wurde um 22,2 Prozent gesteigert. Ohne die Integrationskosten für Musement war der Ergebniszuwachs doppelt so hoch.
- Bereinigtes EBITA: +22,2 Prozent auf 55,7 Millionen Euro (Vorjahr: 45,6 Millionen Euro)
- Bereinigtes EBITA bei konstanten Wechselkursen: +20,4 Prozent auf 54,9 Millionen Euro (Vorjahr: 45,6 Millionen Euro)
- Bereinigtes EBITA ohne Integrationskosten für Musement: +43,7 Prozent auf 65,5 Millionen Euro (Vorjahr: 45,6 Millionen Euro)
Märkte & Airlines: Flugverbot der 737 MAX belastet, Marktumfeld weiter herausfordernd
Die Entwicklung des Bereichs Märkte & Airlines war im Berichtszeitraum durch eine Vielzahl an Herausforderungen und schwieriger Marktbedingungen geprägt. Das Flugverbot für die 737 MAX führte zu einer Belastung von insgesamt 293 Millionen Euro in allen Märkten. Ebenso wirkten sich der lange heiße Sommer des Vorjahres und die Unsicherheit über den geplanten Brexit auf das Verbraucherverhalten aus. Die Kunden buchten später als in den Vorjahren. Überkapazitäten im Flugbereich, insbesondere nach Spanien, sorgten darüber hinaus für einen verstärkten Wettbewerb und führten zu entsprechendem Druck auf die Margen. In diesem schwierigen Umfeld musste einer der größten Wettbewerber im Veranstaltermarkt Insolvenz anmelden.
Die Gästezahlen im Segment Märkte & Airlines lagen mit 0,6 Prozent unter dem Vorjahreswert.
- Bereinigtes EBITA: -73,5 Prozent auf 131,8 Millionen Euro (Vorjahr: 497,3 Millionen Euro)
- Bereinigtes EBITA auf Basis konstanter Wechselkurse: -72,2 Prozent auf 138,1 Millionen Euro (Vorjahr: 497,3 Millionen Euro)
Winter 2019/20: aktuelle Buchungen +4 Prozent, Durchschnittspreise +6 Prozent
Sommer 2020 in UK: Buchungen +18 Prozent, Durchschnittspreise +3 Prozent
Im Zuge der Insolvenz des wichtigsten Wettbewerbers im Veranstaltermarkt verzeichnete die TUI einen erheblichen Zulauf an neuen Kunden. Für die aktuelle Wintersaison 2019/20 wurden die Kapazitäten daher um zwei Prozent erhöht, für die Sommersaison 2020 um 14 Prozent. Die Buchungen für den aktuellen Winter 2019/20 (Stand: 1. Dezember 2019) liegen vier Prozent über dem Vorjahr. Die Durchschnittspreise weisen ein Plus von sechs Prozent auf. Die Buchungen für den Sommer 2020 befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium, nur in UK ist bereits ein Viertel des Programms verkauft. Dort liegen die Buchungen mit 18 Prozent im Plus, die Preise liegen drei Prozent über Vorjahr.