Mit einer Farbattacke, Demonstrationen und versuchten Sitzblockaden haben Klimaschützer ihren Protest gegen eine Wirtschaftskonferenz zum Thema Flüssiggas in Berlin fortgesetzt. Mehrfach griffen Polizisten am Dienstagvormittag vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor ein und zogen, drängten und trugen Demonstranten fort.
Mehr als 120 Demonstranten wurden vorübergehend festgenommen, wie Polizeisprecher Florian Nath sagte. Sie seien gewalttätig geworden. Die Polizei werde ihre Personalien feststellen, ihnen Platzverweise erteilen und sie dann wieder entlassen. Ermittelt werde unter anderem wegen Landfriedensbruchs.
In dem Hotel findet seit Montag die mehrtägige internationale Konferenz mit dem Titel World LNG Summit statt. Dabei sind führende Akteure der Gas-Branche und auch Politiker. Umweltinitiativen kündigten schon vor längerer Zeit Proteste an, die dann am Montag begannen.
Polizei: Gewalttätige Demonstranten
Die Klimaschützer zogen zunächst am frühen Dienstagmorgen zwischen 6.00 und 7.00 Uhr mit einer Demonstration durch Berlin-Mitte. Auf einem Transparent war der Spruch «Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge» zu lesen. Am Ende der Demonstration mit etwa 200 Menschen seien zahlreiche Teilnehmer gewalttätig geworden und hätten Polizisten an den Absperrungen am Hotel Adlon angegriffen, sagte Polizeisprecher Nath. «Sie haben sogar eine Fahrradstreife der Polizei angegriffen.»
Die Polizei habe die Demonstranten festgesetzt, um ihre Identitäten zu klären und gegen sie zu ermitteln. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz, um Blockaden und Störungen zu verhindern.
Letzte Generation: Demonstranten durch Polizisten verletzt
Mit Sitzblockaden versuchten dann weitere Demonstranten, Zugänge zu dem weiträumig abgesperrten Hotel zu blockieren. Die Polizei wurde sehr schnell aktiv und zog immer wieder Demonstranten zur Seite und trugen sie beiseite. Einige Aktivisten hätten sich am Hotel auf dem Boden und an Felgen eines Fahrzeugs festgeklebt, so die Polizei. Polizisten hätten sie zum Teil abgelöst. Zwei Demonstranten seien wegen Unterkühlung in ein Krankenhaus gebracht worden.
Eine Demonstrantin klebte so fest an der Felge eines Pritschenwagens, dass sie samt dem abmontierten Rad von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Pritschenwagen wurde von der Polizei abtransportiert.
Die Letzte Generation postete ein Video im Internet und kritisierte, einige Menschen seien verletzt worden. Viele andere Demonstranten knieten in weißen Overalls gegenüber dem Hotel auf dem Boden. Aktivisten mehrerer Gruppen seien vor Ort, sagte eine Sprecherin der Gruppe «Ende Gelände».
Farbattacke in Grün
Kurz darauf schütteten mehrere Demonstranten grüne Farbe gegen einen Seiteneingang des Hotels in der Wilhelmstraße. Die Farbe landete großflächig an der Glastür und auf dem Gehweg. Vier junge Menschen setzten sich vor den Hoteleingang (Tageskarte berichtete).
Die Gruppe Letzte Generation schrieb dazu im Internetportal X: «Gaslobby stoppen – sauberes Gas ist eine dreckige Lüge! Grüne Farbe verschüttet, um das Greenwashing des World LNG Summits symbolisch zu kritisieren.»
Die Polizei sprach im Internet von Störaktionen und Straftaten. «Das Hotelgebäude wurde mit Farbe beworfen und beschädigt.»
Demonstration und weitere Aktionen geplant
Für Dienstagnachmittag ist eine größere Demonstration am Brandenburger Tor angekündigt, um 18.00 Uhr sollte es eine Kundgebung und eine Aktion geben.
Beteiligt an den Protesten sind auch Fridays for Future, Greenpeace, Amnesty International und Gruppen, die auf illegale Widerstandsaktionen setzen wie Letzte Generation, Ende Gelände und Extinction Rebellion.
Am Montagmorgen hatte Greenpeace den Schriftzug «Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge» auf die Fassade des Adlon projiziert. Demonstranten der Letzten Generation posierten vor dem Hotel im Rahmen einer Performance an einem Tisch mit Falschgeld als Lobbyisten.
Kritik: Gas aus Fracking schädlicher als Kohle
Das Bündnis kritisierte: «Multinationale Konzerne nutzen bei diesem Gasgipfel gezielte Desinformation und Lobbyismus, um fossiles Gas als sogenannte "Brückentechnologie" zu erneuerbaren Energien zu etablieren.» Dabei sei Gas, wenn der Förderprozess einbezogen werde, deutlich umweltschädlicher als Kohle. «Flüssiggas sei «einer der größten Klimakiller, die wir haben». Es werde in den USA mit hoch schädlichen Methoden durch das sogenannte Fracking aus der Erde gefördert und habe zudem einen langen Transportweg. (dpa)