Brummende Geschäfte trotz Shutdowns - Wer von der Krise profitiert

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Fließbänder stehen still, Messen fallen aus, Auftragskalender leeren sich, und der Einzelhandel bleibt vielerorts schlichtweg dicht. Der wirtschaftliche Schaden der Corona-Krise dürfte immens sein, täglich überbieten sich Politiker mit immer größeren Rettungsschirmen. Und dann gibt es da noch jene, deren Geschäft brummt wie nie.

ONLINE-HANDEL UND PAKETDIENSTE

Da Geschäfte in den Innenstädten geschlossen und Menschen zu Hause bleiben, gibt die Krise dem Online-Handel noch einmal einen kräftigen Schub. Zwar bekomme auch der Internethandel derzeit die generelle Verunsicherung der Verbraucher zu spüren, sagt Branchenexperte Kai Hudetz vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Aber wenn noch etwas gekauft werde, dann besonders gerne im Internet. «Auch wenn das Thema Coronavirus vorbei ist, wird weiterhin mehr online eingekauft werden als vor der Krise», prognostiziert Hudetz.

Das fordert auch Paketzusteller wie die Deutsche Post, Hermes oder DPD - die bislang noch überzeugt sind, auf eine mögliche Paketflut vorbereitet zu sein. Der Marktführer Deutsche Post DHL spürt momentan noch keinen signifikanten Anstieg des Paketvolumens. «Aber das kann sich natürlich in den nächsten Tagen ändern», sagt ein Unternehmenssprecher. Auf jeden Fall sei die Post gewohnt, mit starken Schwankungen im Paketaufkommen umzugehen. «Wir können das schultern.» Bei den Rivalen sieht es ähnlich aus.

LIEFERDIENSTE

Bei Lieferdiensten von Supermärkten wie Rewe ist es mittlerweile kaum noch möglich, einen Termin zu bekommen. Ähnlich hoch ist die Nachfrage nach Lieferangeboten von Restaurants, etwa über Lieferando. Deren Boten sind mittlerweile angehalten, das Essen nur noch abzustellen und nicht mehr direkt den Kunden zu übergeben. Auch die Tiefkühlkost-Hersteller Eismann und Bofrost erleben einen Boom. Beide machen derzeit rund doppelt so viel Umsatz durch Bestellungen wie zu anderen Zeiten. Eismann hat sich dazu entschieden, kleinere Bestellungen mit Vorrang zu bearbeiten. «Einzelne Personen bestellen Tiefkühlkost für mehr als 400 Euro», so Geschäftsführer Elmar Westermeyer. «Großbestellungen bedienen wir nachrangig.»

ONLINE-DIENSTE UND SOFTWARE-UNTERNEHMEN

Da etliche Büro-Jobs auf Homeoffice umstellen, sind Video- und Chat-Programme für viele unverzichtbarer denn je. Microsoft spricht von 37 Prozent mehr Nutzern der Bürokommunikations-Software Teams binnen einer Woche. «Wir sehen definitiv einen Aufwärtstrend bei der Nutzung», sagte auch die Finanzchefin der Videokonferenz-Software Zoom. Davon liefe aber viel über die Gratis-Version. «Deshalb ist es viel zu früh zu sagen, ob wir dadurch langfristig mehr zahlende Kunden bekommen werden.»

SUPERMÄRKTE UND DROGERIEN

Wer in diesen Tagen in den Supermarkt geht, wird keinen Zweifel daran haben, dass die Geschäfte glänzend laufen. Folgt man Experten der Boston Consulting Group (BCG), können Lebensmittelhändler nicht nur in Deutschland «über mehrere Wochen» mit einem Plus von 10 bis 15 Prozent rechnen. Allerdings darf man nicht den Fehler begehen, Hamsterkäufe mit zusätzlichem Umsatz zu verwechseln: Bei wem sich Nudeln und Klopapier stapeln, der kauft später weniger davon. Da allerdings mittlerweile auch zunehmend Restaurants und Kantinen geschlossen bleiben, brauchen die Bürger mehr Lebensmittel zuhause - ein Plus für den Handel.

Tatsächlich deutlich mehr verkauft wird außerdem in Drogeriemärkten, die in den vergangenen Tagen Mühe hatten, die leeren Klopapier- oder Seifenregale zeitnah wieder aufzufüllen. Die Drogeriekette dm verzeichnet eine im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegene Nachfrage nach Seife und Toilettenpapier. «So erklärt sich auch, dass diese Produkte temporär in vielen Märkten nicht verfügbar waren oder sind», sagt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer, ohne genauere Zahlen zu nennen. Rossmann hat spezielle Pläne aktiviert, um dem Ansturm der Kunden Stand zu halten.

HERSTELLER VON SCHUTZAUSRÜSTUNG UND HYGIENEMITTELN

Alle, die Atemmasken, Schutzanzüge und Hygienemittel herstellen, sind ebenfalls gefragter denn je. Die Firma 3M stellt international, aber auch am Standort Neuss, monatlich Millionen von Atemschutzmasken her. «Die Nachfrage übersteigt jedoch derzeit die Kapazität», hieß es von einer Sprecherin. Gleiches gilt auch für das Luxemburger Dupont-Werk, wo Mitarbeiter mittlerweile rund um die Uhr Schutzanzüge herstellen. Sagrotan sprach schon Ende Februar, bevor die Krise richtig Fahrt aufnahm, von einer «exponentiellen Zunahme» der Nachfrage nach Desinfektionsmitteln.

HERSTELLER VON MEDIZINTECHNIK UND IMPFSTOFFEN

Wer auch nur im leisesten Verdacht steht, medizinisch etwas zur Bekämpfung der Pandemie beitragen zu können, gehört in diesen Zeiten zu den ganz großen Hoffnungsträgern. Nur eines von vielen Beispielen ist das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac, das seit Januar an einem Impfstoff gegen den Erreger forscht. Die EU will bei der Entwicklung mit bis zu 80 Millionen Euro helfen. Die Firma Qiagen mit Sitz in Hilden stellt Test-Kits zur Erkennung von Covid-19 her und hat ihren Betrieb der Krise angepasst: Sowohl in Hilden als auch am Standort Barcelona arbeiteten die Mitarbeiter sieben Tage die Woche in drei Schichten - außerdem seien neue hinzugekommen.

Von Larissa Schwedes, dpa


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Wenn Mitarbeiter oder Führungskräfte in der Öffentlichkeit über ihren Arbeitgeber lästern oder gar Geheimnisse ausplaudern, kann sie das ihren Job kosten. Denn Verschwiegenheit ist nicht nur eine Stilfrage, sondern auch ein rechtlicher Anspruch. Ein Gastbeitrag von Albrecht von Bonin.

Taylor Swift hat ihre Fans in Deutschland begeistert. Frohlocken konnten aber auch die Gastgeber an den Auftrittsorten. Eine Mastercard-Auswertungen verdeutlicht den „Swift-Effekt”.

Eine Studie zeigt: Die Vorschläge der KI-Chatbots ChatGPT und Gemin sind meist gesünder als das, was Menschen im Durchschnitt täglich zu sich nehmen. Eine professionelle Ernährungsberatung können die KI-Chatbots jedoch nicht ersetzen.

Kinder und Jugendliche nehmen trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker zu sich. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet hat.

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.

Auch im Frühjahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland weiter gestiegen. Im zweiten Quartal dieses Jahres gingen 46,1 Millionen Menschen einem Job nach oder waren selbstständig. Neue Jobs entstanden allerdings fast ausschließlich in einem Bereich.

Bei vielen galt Alkohol in Maßen lange als gesundheitsfördernd. Doch das stimmt wohl nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Position dazu jetzt verändert.

Was weiß der Arbeitgeber schon über den Bewerber, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Eine Suchmaschinenabfrage kann vieles preisgeben. Aber ist das auch erlaubt?

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.