Hätte nicht auch eine Mail gereicht? Wann Videocalls wirlich Sinn machen.

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Im Schnitt acht Videoanrufe pro Tag: Wer beruflich erreichbar sein muss, hat in jüngster Zeit ziemlich häufig Zoom und Co. gestartet. Das war zumindest Ergebnis einer Befragung, die im Januar 2021 von Bitkom Research durchgeführt wurde.

Da wundert es nicht, dass ein Großteil inzwischen ziemlich genervt ist von den endlosen Videomeetings. Hätte man die letzten drei Stunden nicht in einer kurzen E-Mail zusammenfassen können? Die Homeoffice-Expertin Teresa Hertwig erklärt im Themendienst-Gespräch, was an Meetings wirklich sein muss - und wie man verhindern kann, dass sie ausufern.

Fest steht: Vermeiden kann man wohl weder E-Mails noch Videocalls ganz - insbesondere, wenn während der anhaltenden Pandemie viele zu Hause arbeiten. «Da ist einfach der große Punkt: Wir brauchen einen gefühlten Kommunikationsausgleich. Weil wir uns nicht sehen können, geht die Flut an Meetings und E-Mails hoch», sagt Hertwig.

«In diesem Meeting habe ich nichts zu suchen»

Häufig sei aber ein Problem, dass die Videomeetings nicht begrenzt sind, so die Unternehmensberaterin. Und das sowohl mit Blick auf die Zahl der Teilnehmenden als auch auf die Länge der Besprechung. Deswegen gilt es laut Hertwig, die Frage zu stellen: Muss wirklich jeder und jede dabei sein? «Da sollte auch die Führungskraft proaktiv Mitarbeiter dazu aufrufen, offen zu kommunizieren und gegebenenfalls zu sagen: «In diesem Meeting habe ich nichts zu suchen.»»

Die Zeit des Meetings zu begrenzen, sei dann ebenfalls gemeinsame Aufgabe von Führungskraft und Team. «Vor jeder Besprechung sollte man auch schon definieren, was das gewünschte Ergebnis ist», so die Unternehmensberaterin. Hilfreich sei hier eine klare Agenda: «An jeden Punkt der Tagesordnung kommt ein Zeit-Korridor», erklärt sie. «Und dann legt man zum Beispiel fest: Wir besprechen zu jedem Punkt 15 Minuten, danach wird aufgehört, und zwar unabhängig davon, ob wir fertig sind oder nicht.»

So erziehe sich das Team im Endeffekt selbst. «Dafür braucht man aber einen Zeithüter. Und einen Moderator, der dafür sorgt das eher Introvertierte auch zu Wort kommen und die ausufernden Sprecher gebremst werden.» Der Zeithüter dürfe dann auch mal reingrätschen, und sollte gleich zu Beginn jedes Meetings ankündigen: Wer zu lange spricht, wird unterbrochen. «Dann lernt man im Kollektiv, schneller auf den Punkt zu kommen.»

E-Mails reichen für mobiles Arbeiten nicht aus

Hertwig ist der Ansicht, dass eine E-Mail auch keine bessere Idee ist als ein gut strukturiertes Meeting. «Alle sind übersättigt an E-Mails. Meine klare Empfehlung: E-Mails reichen als Kommunikationsmittel für mobiles Arbeiten nicht aus.»

E-Mails seien besonders für interne Kommunikation ungeeignet, und sollten der Expertin zufolge nur für Schriftwechsel mit Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern außerhalb der eigenen Organisation eingesetzt werden. Alles andere kommt als Aufgabe in ein Projektmanagementtool oder wird in einem internen Kollaborationstool kommuniziert.

Erst damit ist eine Transparenz über die Kapazitäten und den Status aller Aufgaben, sowie eine Echtzeitkommunikation möglich. «Wir sollten nicht zugunsten weniger Meetings mehr E-Mails schreiben.»

Wenn es wirklich etwas zu besprechen gibt, dann sei oft ein «knackiges Stand-up-Meeting» zielführend - also eine Besprechung, die möglichst kurz gehalten wird. Längere Besprechungen mit dem gesamten Team zum Beispiel sollten aber je nach Bedarf eher einmal pro Woche stattfinden. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Kinder und Jugendliche nehmen trotz eines Rückgangs ihres Zuckerkonsums im Vergleich zu früher immer noch zu viel Zucker zu sich. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn, die die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet hat.

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.

Auch im Frühjahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland weiter gestiegen. Im zweiten Quartal dieses Jahres gingen 46,1 Millionen Menschen einem Job nach oder waren selbstständig. Neue Jobs entstanden allerdings fast ausschließlich in einem Bereich.

Bei vielen galt Alkohol in Maßen lange als gesundheitsfördernd. Doch das stimmt wohl nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Position dazu jetzt verändert.

Was weiß der Arbeitgeber schon über den Bewerber, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Eine Suchmaschinenabfrage kann vieles preisgeben. Aber ist das auch erlaubt?

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.

Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, Arbeit auf Abruf: Alles das Gleiche? Nein, denn das eine gilt als Arbeitszeit und das andere nicht. Wann wird es bezahlt - und wann nicht?

Der Lachs hat den Alaska-Seelachs wieder als Lieblingsfisch der Deutschen abgelöst. Insgesamt kauften die Bundesbürger im vergangenen Jahr weniger Fisch, bezahlten dafür aber mehr.

Einmal abgemahnt, dann gekündigt? Kann es wirklich so schnell gehen? Was genau eine Abmahnung bedeutet und wie viele man als Arbeitnehmer kassieren kann.