Ifo-Geschäftsklima fällt viertes Mal in Folge

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober angesichts anhaltender Probleme im globalen Handel erneut verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, fiel gegenüber dem Vormonat um 1,2 Punkte auf 97,7 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Es ist der vierte Rückgang in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit einem etwas moderateren Rückgang auf 98,0 Punkte gerechnet.

«Lieferprobleme machen den Firmen zu schaffen», erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie sinke. «Sand im Getriebe der deutschen Wirtschaft hemmt die Erholung.» Die befragten Unternehmen bewerteten vor allem die Aussichten ungünstiger. Erneut haben die anhaltenden Probleme im internationalen Warenhandel, die überwiegend auf die Corona-Pandemie zurückgehen, die Stimmung belastet.

Im Verarbeitenden Gewerbe sind die Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftsentwicklung laut dem Ifo etwas weniger zufrieden. Zudem trübten sich die Erwartungen weiter ein. Die Kapazitätsauslastung habe in Folge der Lieferengpässe um 2,1 Prozentpunkte auf 84,7 Prozent nachgegeben. Im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima nach der Erholung im Vormonat wieder verschlechtert. Die Unternehmen blickten deutlich weniger optimistisch auf die kommenden Monate. Ihre aktuelle Lage bewerteten sie jedoch etwas besser, so die Ifo-Forscher.

Im Handel sei der Index deutlich gesunken, hieß es. Händler seien merklich weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften. «Zudem nimmt der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate weiter zu. Auch hier belasten Lieferengpässe die Stimmung», betonte das Ifo. Im Bauhauptgewerbe habe sich das Geschäftsklima dagegen erneut verbessert. Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage etwas besser. Zudem habe der Erwartungsindex zum sechsten Mal in Folge zugelegt.

Die Verschlechterung ist im Grunde keine Überraschung, andere Umfrageindikatoren wie die Markit-Einkaufsmanagerindizes hatten bereits darauf hingedeutet. Die Eintrübung betraf alle untersuchten Bereiche mit Ausnahme der Baubranche. Unter den Dienstleistern wurden allein die laufenden Geschäfte etwas besser bewertet. Dies dürfte eine Folge geringerer Corona-Beschränkungen sein.

«Aus der Corona-Krise ist eine Knappheitskrise geworden», erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Materialknappheiten lasteten schwer auf der Industrie. Hinzu kämen Preisturbulenzen an den Energiemärkten. «Die massiv gestiegenen Gas- und Strompreise werden zu einem konjunkturellen Risiko», warnte Gitzel.

Derzeit bewerten Ökonomen vor allem die Aussichten für das laufende Schlussquartal ungünstig. Nach einem vermutlich fortgesetzten Wachstum im Sommer sei das Risiko einer Stagnation im Herbst hoch, erklärte ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Es sei zunehmend unwahrscheinlich, dass die deutsche Wirtschaftsleistung (BIP) ihr Vorkrisenniveau noch in diesem Jahr erreiche. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.

Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, Arbeit auf Abruf: Alles das Gleiche? Nein, denn das eine gilt als Arbeitszeit und das andere nicht. Wann wird es bezahlt - und wann nicht?

Der Lachs hat den Alaska-Seelachs wieder als Lieblingsfisch der Deutschen abgelöst. Insgesamt kauften die Bundesbürger im vergangenen Jahr weniger Fisch, bezahlten dafür aber mehr.

Einmal abgemahnt, dann gekündigt? Kann es wirklich so schnell gehen? Was genau eine Abmahnung bedeutet und wie viele man als Arbeitnehmer kassieren kann.

Viele Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden, zeigen aktuelle Daten. Oft passen Erwartungen und Angebot nicht zusammen. Was heißt das für Jugendliche auf Stellensuche? Ein Experte erklärt es.

Nach drei Jahren mit massivem Reallohnrückgang holen die Tarifbeschäftigten in Deutschland mächtig auf. Ihre Gehälter wachsen so schnell wie seit langem nicht. Das wird aber nicht so bleiben.

Die Betriebsferien ermöglichen es Arbeitgebern, einen Zeitraum festzulegen, in dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Urlaub nehmen müssen. Aber: Einfach so und spontan geht das nicht.

In der Corona-Pandemie haben zahlreiche Beschäftigte von zu Hause gearbeitet. Trotz aktueller Debatten über die Rückkehr ins Büro zeigt eine neue Studie: In vielen Firmen ist das Homeoffice etabliert.

Azubis dringend gesucht – mehr denn je ist das leider für viele Unternehmen eines der drängenden Probleme. In ihrer Ausbildungsumfrage 2024 meldet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen Höchststand für die Zahl der Betriebe, die nicht genug Nachwuchs finden.

Sie haben Ihren Urlaub geplant, doch dann trifft eine unerwartete Urlaubssperre durch den Chef ein? Aus welchen Gründen kann das möglich sein und wie lang darf eine Urlaubssperre andauern?