Das große Angebot an veganen und vegetarischen Produkten steigt. Das Interesse an Fleischersatzprodukten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wieso wird die Ernährungsweise immer beliebter und ist sie wirklich gesünder für uns?
Kristina Rerich von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein nennt mehrere Gründe für den Ernährungswechsel: Neugier, Umweltschutz, Tierschutz, aber auch der Geschmack und die Annahme mancher Verbraucher, die Ersatzprodukte seien gesünder als Fleischprodukte. Letzteres kann aber täuschen.
Wie gesund sind Fleischersatzprodukte wirklich?
«Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass Fleischersatzprodukte nicht unbedingt gesünder sind als die fleischhaltigen Originale. Denn auch sie zählen in der Regel zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln», so Rerich. Wirft man einen Blick auf die Zutatenliste, falle direkt auf: Es ist vieles enthalten, von dem man oft nicht weiß, was es ist und wozu es gut ist.
In einem Marktcheck hat sich die Verbraucherzentrale die Nährwerte von ausgewählten Fleischprodukten sowie von den passenden vegetarischen und veganen Alternativen näher angeschaut. Untersucht wurden die Kategorien: Würstchen, Frikadellen, Nuggets, Schnitzel und Aufschnitt. Dabei fiel den Verbraucherschützern auf: Sowohl «Original» als auch die fleischfreie Alternative enthalten viel Salz. «Bei den untersuchten Würstchen und Aufschnitt enthalten 100 Gramm rund zwei Gramm Salz - das entspricht einem Drittel der empfohlenen sechs Gramm für Erwachsene pro Tag», erklärt Rerich. Sie rät daher, immer auf die Verzehrmenge zu achten.
Wenig Fett, aber auch wenig Eiweiß
Die Marktchecker fanden aber auch einen Pluspunkt für die Ersatzprodukte: Der Fettanteil in den Veggie-Varianten sowie der Anteil der eher ungesund einzustufenden gesättigten Fettsäuren in den Kategorien Würstchen, Frikadellen und Aufschnitt ist geringer als bei den fleischhaltigen Produkten. Womit die vegetarischen Alternativen aber nicht punkten können, sei der Eiweißgehalt. Denn er ist in den untersuchten Kategorien bis zu 29 Prozent niedriger als bei den Originalen. Da der Proteinanteil geringer ausfiel, müsste man, um den Proteinbedarf zu decken, theoretisch mehr von dem Produkt verzehren.
Aber das könnte nicht nur wegen des Salzgehaltes problematisch sein. Die untersuchten Veggieprodukte wiesen oft mehr Kalorien und einen durchschnittlich höheren Gehalt an Kohlenhydraten auf als die Fleischprodukte. Auch mehr Zucker sei enthalten. Allerdings müsse man dabei beachten: Nur auf wenigen Fleischprodukten ist der Ballaststoffgehalt angegeben. Da sei es wichtig, eine Balance zu finden.
Auch eine Alternative: Gemüse
Um sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, muss es aber auch nicht immer ein Fleischersatzprodukt sein. «Es gibt auch natürliche Lebensmittel, die Eiweiß enthalten und auf die man zurückgreifen kann», sagt Kristina Rerich. So könnten auch Gemüse und Hülsenfrüchte gute Alternativen darstellen, und sie lassen sich auch schnell selbst zu Bratlingen oder Bällchen formen.
Fazit: Vegane und vegetarische Küche böte neben den Fleischersatzprodukten noch viele alternative Rezepte und Gerichte. Es müsse nicht immer ein verarbeiteter Burger-Patty sein, auch ein selbst gemachter Linsenbratling schmecke gut und liefere Proteine, so die Ernährungsexpertin. (dpa)