Lange Schlangen in Flughäfen, geschlossene Freibäder, Hotels und Gaststätten mit schmalem Angebot: Personalnot hat im vergangenen Jahr vielen Menschen den Urlaub kräftig verhagelt. Nach einer aktuellen Analyse von The Stepstone Group könnte es in dieser Feriensaison vielerorts wieder eng werden: So gibt es in Gastgewerbe und Tourismus es derzeit mehr offene Stellen als 2022, und auch Sicherheitsdienstleister suchen weiter massiv nach Personal.
„Zum Start der Urlaubssaison suchen viele Betriebe händeringend nach Mitarbeitenden“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte von The Stepstone Group, einer weltweit führenden digitalen Recruiting-Plattform. „Die Reisewelle wird zeigen: Die Arbeiterlosigkeit ist endgültig in Deutschland angekommen.“
Arbeiterlosigkeit vor allem im Gastgewerbe
In der Berufsgruppe Gastronomie & Hotellerie ist der Personalbedarf weiter hoch: Im Mai 2023 finden sich verglichen zum Vorjahr 7 Prozent mehr Ausschreibungen auf Stepstone.de. So sind zum Beispiel Köche (+ 8 Prozent), Barkeeper (+ 5 Prozent) und Kellner (+ 4 Prozent) weiterhin stark gefragt.
„Bereits 2022 haben wir im Gastgewerbe eine enorme Personalnachfrage beobachten können. Kein Wunder: Auf der einen Seite wollten wir alle zurück in die Restaurants und in den Urlaub. Auf der anderen Seite hatten die Unternehmen in der Pandemie viel Personal verloren. Diese neuen Herausforderungen in Sachen Mitarbeitende setzt sich 2023 fort und macht sich in längeren Betriebsferien, zusätzlichen Ruhetagen sowie verkürzten Öffnungszeiten oder kleineren Speisekarten bemerkbar“, sagt Tobias Zimmermann.
Auch bei typischen Sommer-Jobs ist die Zahl ausgeschriebener Stellen im Mai im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich höher. Auf Stepstone.de stark gesucht sind zum Beispiel Freizeitparkmitarbeiter (+ 26 Prozent) oder Bademeister (+ 20 Prozent).
Automatisierung und Künstliche Intelligenz als Lösung noch zu zögerlich eingesetzt
Aber auch Mitarbeitende im Sicherheitsdienst fehlen nach wie vor: Die Zahl der offenen Stellen auf Stepstone.de ist im Mai 2023 innerhalb eines Jahres um rund ein Viertel (24 Prozent) gewachsen.
„Die Beschäftigten werden zum Beispiel an Flughäfen, aber auch für Events dringend gebraucht“, sagt Tobias Zimmermann. „Dieses Phänomen haben wir schon letztes Jahr beobachtet. Und doch haben alle Maßnahmen, die für die Entspannung an den Flughäfen sorgen sollten, nicht genug gegriffen. Viele Aufgaben könnten von intelligenten Technologien und insbesondere mithilfe von KI gelöst werden, zum Beispiel die Gepäckabwicklung oder Sicherheits-Checks. Und doch wurde hier bislang zu zögerlich investiert. Das muss sich in Zukunft dringend ändern. Wir müssen effizienter und produktiver werden. Menschen müssen von repetitiven Aufgaben entlastet werden. Nur so können sie sich langfristig auf Tätigkeiten konzentrieren, bei denen sie ihre zwischenmenschlichen Kompetenzen einbringen können. Hier bieten sich branchenübergreifend immense Chancen.“