Existenzgründung während Corona? TopConsultant Robert Cordes erklärt, worauf es ankommt

| Gastronomie Gastronomie | Anzeige

Deutschlands bester Berater 2017 – Robert Cordes – weist langjährige Beratungskompetenz für Tourismus, Hotellerie und Gastronomie auf und ist Experte für individuelle Unternehmensanalysen, Konzeptentwicklung sowie Gutachtenerstellung. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er neben seiner Tätigkeit als Berater und Unternehmer auch als freier Dozent u. a. am IST-Studieninstitut für die Weiterbildung „Gastronomiebetriebswirt/-in“. Wir haben mit ihm über die Problematik aktueller Existenzgründungen gesprochen.

Herr Cordes, gibt es eine goldene Regel, die man bei der Gründung der Selbstständigkeit insbesondere zu Zeiten der Pandemie beachten sollte?

Cordes: Das wichtigste ist, dass man seine Geschäftsidee auf Herz und Nieren überprüft. Der Beschluss des zweiten Lockdowns hat den Gastronomiebetrieben erneut einschneidende Einschränkungen gebracht.  Umso wichtiger ist es, dass die geplante Selbstständigkeit von A bis Z durchdacht wird. Diese Prüfung sollte strukturiert erfolgen, also in Form eines Businessplanes. Bei einer Existenzgründung in dieser schwierigen Zeit ist es besonders wichtig, dass im Bereich der Umsatz- und Kosteneinschätzung nach dem Prinzip der kaufmännischen Vorsichtigkeit vorgegangen wird: Umsätze, die als gesichert gelten, sollten stets angesetzt und Kosten relativ hoch bewertet werden. Auch eine fachkundige externe Überprüfung des Businessplans ist dringend zu empfehlen, da Existenzgründer oftmals die „rosarote Brille“ aufhaben und die Schwachpunkte ihres Vorhabens leicht übersehen.

Dann scheinen betriebswirtschaftliche Kenntnisse ja essenziell zu sein – werden die nicht manchmal unterschätzt?

Cordes: Krise hin oder her, betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind ein Muss! Wer heute als Gastronom nicht in der Lage ist, eine betriebswirtschaftliche Auswertung, einen Jahresabschluss zu verstehen, aufzustellen und zu interpretieren oder andere betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, wird es sehr schwer haben, seinen Betrieb wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Weiterhin kommt hinzu, dass die Banken bei möglichen Finanzierungsanfragen kaufmännische bzw. betriebswirtschaftliche Kenntnisse als Grundbedingung für eine eventuelle Finanzierungszusage voraussetzen. Auch bei der Beantragung staatlicher Unterstützung ist ein Nachweis betriebswirtschaftlicher Kenntnisse von Vorteil. Für Existenzgründer sticht das sogenannte „Kapital für Gründung“ deutlich hervor. Dieses Darlehen zeichnet sich dadurch aus, dass es sieben Jahre tilgungsfrei und die ersten drei Jahre bei einem niedrigen Zinsniveau von 0,6 - 0,9% liegt. Hierbei handelt es sich um ein Nachrangdarlehen, das gerade beim Aufbau der Selbstständigkeit zu Krisenzeiten viele Vorteile bietet.

Aber ein angehender Gastronom benötigt doch sicherlich mehr als BWL-Kenntnisse!?

Ja, man sollte weitaus mehr als nur betriebswirtschaftliches Fachwissen mitbringen: Die Gastronomie ist bekannt für ihre langen Arbeitszeiten und die körperliche Betätigung. Existenzgründer müssen also physisch und psychisch voll belastbar sein: Es wird verlangt, dass sie gleichzeitig Meister im Multitasking, Kopfrechnen-Profis sowie Langstreckenläufer sind. Zudem sollte man das 4 M-Prinzip verinnerlicht haben, bevor man sich in die gastronomische Selbstständigkeit wagt: „Man muss Menschen mögen“.

Gibt es trotz der Krise oder gerade deswegen derzeit bestimmte Trends, was die Gründung gastronomischer Betriebe angeht? Und wenn ja, ist es sinnvoll, diesen zu folgen oder sich davon abzusetzen?

Es gibt immer Trends im gastronomischen Bereich. Wichtig dabei ist es, dass sich der/die Existenzgründer nicht an einem auslaufenden Trend orientiert. Es sollte daher genauestens recherchiert und eruiert werden, welche Trends sich in den kommenden Jahren noch entwickeln und nicht, welche derzeit den Markt bestimmen. Hierbei sollte beachtet werden, dass die Corona-Krise einen starken Einfluss auf die Trends der Zukunft hat. Niemand hätte beispielsweise im Jahr 2019 gedacht, dass das Take-Away-Geschäft im vergangenen und in diesem Jahr so boomen würde.

Bei der Erarbeitung eines Geschäftsmodells bzw. des Betriebskonzepts sollten aber auch mindestens zwei bis drei strategische Erfolgspositionen (SEP‘s) erarbeitet werden. Was das heißt? Das Geschäftsmodell sollte sich in zwei bis drei Punkten deutlich von den Mitbewerbern am Markt absetzen, damit es einzigartig ist.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die MHP Hotel Group expandiert ihr Restaurantkonzept GRETA OTO nun deutschlandweit und eröffnet nun nach mehrmonatiger Renovierung den zweiten Standort im JW Marriott Hotel Frankfurt​​​​​​​.

Mit der Eröffnung des neuen Restaurants auf 207 Metern Höhe findet die gastronomische Neuausrichtung des Fernsehturms ihren Höhepunkt – realisiert von Berlins bekanntestem Spitzenkoch Tim Raue.

Das neue Restaurant „Mokuli“ von Martin Kagerer eröffnet im Regensburger Gebäudekomplex Be orange!. Am Herd steht Kagerer persönlich. Seit 2020 hat er sich im „Zwischengrün“ in Sinzing eine treue Fangemeinde erkocht.

Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat Anklage gegen einen bekannten Oberpfälzer Gastronomen und Koch wegen des Vorwurfs der Veruntreuung von Arbeitslosenentgelt in 77 Fällen erhoben. Dies bestätigte Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher gegenüber Tageskarte.

Nach anderthalb Jahrhunderten geht für eine der bekanntesten Gaststätten Münchens das Licht aus: Der Ratskeller unter dem Neuen Rathaus wird zum Jahresende geschlossen. Wie Betreiber Peter Wieser erklärte, ist der Grund eine notwendige, aber kostspielige Sanierung.

No-Show-Gebühren in der Gastronomie finden immer weitere Verbreitung. Bei Nichterscheinen trotz Reservierung kann der Wirt den ausbleibenden Gast finanziell in die Pflicht nehmen. Worauf Gastronomen achten sollten.

Wenn im Frühjahr die Festzelt-Saison beginnt, zieht es wieder mehr Menschen an die Biertische. Für einen Platz in einem der beliebten Festzelte benötigt es aber häufig eine Reservierung - und die geht meist mit dem Kauf sogenannter Verzehrgutscheine einher, die für Speisen und Getränke eingelöst werden können. Was Gastronomen beachten müssen.

Mit der diesjährigen Verleihung des „Ausgezeichneten Weinkonzepts“ würdigt unter anderem der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) gastronomische Konzepte, die sich in besonderer Weise „um die Sichtbarkeit, Qualität und Vielfalt des deutschen Weins verdient gemacht haben“.

Der niederländische Spitzenkoch Jonnie Boer ist im Alter von 60 Jahren auf der Karibikinsel Bonaire an den Folgen einer Lungenembolie verstorben. Dies wurde von seiner Familie bestätigt und in mehreren renommierten Medien berichtet.​

Seit 2016 tritt Tim Mälzer auf Vox gegen andere prominente Köche an und liefert sich bei «Kitchen Impossible» unterhaltsame Kochduelle. Nun steht die Jubiläumsstaffel an. Es warten Überraschungen.