Kommenden Montag vergibt der Guide Michelin in Frankreich seine Sterne. Eine Entscheidung hat der Gourmetführer aber schon vorab verkündet: Das Pariser Restaurant von Guy Savoy, mehrfach als bester Koch der Welt ausgezeichnet, verliert die Höchstwertung und muss auf einen Stern verzichten. Erst im November hatte die Restaurant-Bestenliste „La Liste“ Savoy für 2023 noch auf den Spitzenplatz gesetzt (Tageskarte berichtete). Der 69-Jährige hielt seit über 20 Jahren die höchste Michelin-Bewertung.
Savoy ist über die Küche hinaus als Botschafter des französischen „Art de vivre“ bekannt – alkoholfreien Getränken hat er beispielsweise eine klare Absage erteilt – und der französischen Version des Pixar-Films „Ratatouille“ seine Stimme geliehen.
Das hat den Guide Michelin jedoch nicht davon abgehalten, sein Haus in der neuesten Ausgabe auf zwei Sterne herabzustufen. Das Gleiche gilt für das Fischrestaurant von Christopher Coutanceau in La Rochelle.
„Dies sind außergewöhnliche Restaurants, Sie können sich also vorstellen, dass diese Entscheidungen sorgfältig abgewogen wurden, unterstützt durch zahlreiche Besuche unserer Inspektoren im Laufe des Jahres“, sagte Gwendal Poullennec, Internationaler Direktor des Guides. „Bei solch wichtigen Entscheidungen beziehen wir nicht nur französische Inspektoren ein, sondern auch einige aus anderen Ländern."
Die genauen Gründe für die Herabstufung wurden nicht öffentlich gemacht und nur den beteiligten Köchen mitgeteilt. Neben den Drei-Sterne-Restaurants traf es auch rund 20 weitere mit zwei Sternen, die jeweils herabgestuft wurden. Durch die Corona-Pandemie hatte der Guide seit 2019 darauf verzichtet, Restaurants Sterne zu entziehen. Nach Corona hätten vor allem die Personalknappheit und steigende Preise für Schwierigkeiten gesorgt.
Gastro-Kritiker Jürgen Dollase kommentiert in einem Blogpost: "Das macht Wind, das wird vor allem in Frankreich zu riesigen Diskussionen führen, aber ganz sicher auch zu einer Art neuen Distanz zwischen Michelin und den kulinarischen Granden der Nation, die in der gegenwärtigen Lage genau das ist, was man bei Michelin braucht. Man möchte, nein, man wird wieder ernst genommen werden, es wird wieder mehr Adrenalin im Spiel sein, wenn es um die jeweils neuen Auszeichnungen geht. Es fragt sich dann nur, ob man die Entscheidungen dann auch inhaltlich souverän füllen kann und wird."