Die kanadische Kaffeehauskette Tim Hortons hatte eineinhalb Jahre lang heimlich den Aufenthaltsort seiner Kunden getrackt, obwohl die App gar nicht geöffnet war. Als Entschädigung gibt es für die Überwachungsopfer einen kostenlosen Kaffee und ein Stück Backware.
Der kanadische Journalist James McLeod brachte bereits 2020 den Fall ins Rollen, nachdem ihm sein Handy bei einem Update darauf aufmerksam machte, dass die Tim-Hortons-App im Hintergrund seinen Aufenthaltsort abgefragt hatte. Er richtete eine Datenschutzauskunft an Tim Hortons und sah sich mit einer massiven Datenflut konfrontiert. Innerhalb von fünf Monaten sollen mehr als 2.700 gespeicherte GPS-Koordinaten gesammelt worden sein. Alle gespeichert in einer Cloud und bei Tim-Hortons-Partnern.
Wie heise.de berichtet, soll die Kaffeehauskette aber nicht nur den Aufenthaltsort des Handys getrackt haben, sondern auch Akkuladestand, IP-Adresse, Mobilfunk-Netzbetreiber, Speicherplatz und die Android-Werbe-ID. McLeod soll in den Daten auch persönliche Identifikationsnummern der kalifornischen Firma Amplitude gefunden haben, die auf Usertracking über mehrere Geräte hinweg spezialisiert ist. Außerdem die ID-Nummern der Tracking-Firmen mParticle und Braze. „Es war beängstigend“, erklärte McLeod gegenüber der Financial Post. „Da war eine Markierung, wo ich meine Exfreundin besucht habe. Das war ein intimes Detail.“
Mittlerweile erfolgten bereits vier Sammelklagen gegen die Kaffeehauskette, doch obwohl Datenschutzbehörden eindeutig Verletzungen des kanadischen Bundesdatenschutzrechts festgestellt haben, leugnet das Unternehmen bis heute eine Rechtsverletzung. Zuletzt einigte man sich mit den Klägern auf ein Heißgetränk im Wert von bis zu 6,19 kanadischen Dollar (etwa 4,70 Euro) sowie eine Backware im Wert von bis zu 2,39 Dollar (etwa 1,80 Euro). Außerdem muss das Unternehmen die Anwaltskosten tragen und die erhobenen Daten löschen.