Die Berliner Hotels hoffen auf den 25. Mai

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Die Berliner Hoteliers haben harte Wochen hinter sich. Anders als die Restaurants mussten sie wegen der Corona-Pandemie zwar nicht schließen. Aber erst ab dem 25. Mai sind nach der jüngsten Verordnung des Berliner Senats auch Touristen als Gäste wieder erlaubt. Für die meisten Berliner Häuser sind sie unverzichtbar, Geschäftsreisende alleine reichen nicht zum Überleben. Und so hofft die Branche, dass bald möglichst viele Menschen wieder nach Berlin kommen. Für die Hauptstadt hängt viel davon ab: Rund 250.000 Berliner leben laut einer Branchenstudie vom Tourismus.

Die Hotels sind dabei ein wichtiger Faktor. «Alles andere, Restaurants, Museen, das sind Fingerübungen gewesen. Der wesentliche Schalter wird mit der Wiederzulassung des innerdeutschen Tourismus umgelegt», sagt der Chef der Berliner Tourismusgesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker. «Deswegen ist für uns der 25. fast ein Feiertag.» Bleibt die Frage, ob die Touristen schon wieder in Scharen kommen, solange Theater, Konzerthäuser, Clubs, Bars, Diskotheken noch dicht sind und das Berliner Nachtleben weiter im Koma liegt.

"Richtige Entspannung erst mit Impfstoff"

«Es ist im Moment nicht abschätzbar, wie schnell sich das erholen wird», sagt Kieker. «Unser Eindruck ist jedoch, dass Reisen, auch Städtereisen, ein solches kulturelles Grundbedürfnis geworden sind, dass viele Menschen den ersten Spalt in der Tür nutzen werden, um hindurchzuschlüpfen.» Kieker ist zwar Berufsoptimist, aber mit Realitätssinn: «Um es deutlich zu sagen: Eine richtige Entspannung werden wir haben, wenn es einen Impfstoff und ein Medikament gibt.»

Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin (Dehoga), erwartet, dass die Auslastung der Hotels auch Ende 2020 noch erheblich unter der von 2019 liegen wird. «Es ist das schlimmste Jahr, das ich jemals miterlebt habe, und ich war auch viele Jahre Hotelier», sagt der 60-jährige. «Es gibt Häuser, die schon jetzt 35 Prozent haben. Das ist normalerweise eine Katastrophe, aber immerhin. Im Moment liegt die Belegung aber eher bei 5 Prozent.»

Mehr als 30 Prozent der gut 530 Berliner Hotels waren wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen zu. Eigentlich kann es nur besser werden. «Man wird das erst in den nächsten vier, fünf Wochen sehen, ob der nationale Tourismus schon wieder losgeht», sagt Lengfelder. Bei Gästen aus dem Ausland ist er skeptisch: «Glauben Sie, dass die Amerikaner, Spanier, Franzosen, Italiener und Schweden alle sofort wieder auf Städtetour gehen?» Das Problem für Berlin: Gerade diese Länder sind einerseits die Kernmärkte für die Hauptstadt und andererseits von der Corona-Krise besonders betroffen.

Das bekommen auch Luxushotels wie das «Adlon» zu spüren. Rund 80.000 Gäste hatte es im vergangenen Jahr, mit 62 Prozent kamen deutlich mehr als die Hälfte aus dem Ausland. Das Fünf-Sterne-Haus dicht am Brandenburger Tor hat ebenfalls schwierige Wochen hinter sich. «Wir haben die Strategie gefahren, das Hotel offen zu halten, für unsere Stammgäste vor allen Dingen», sagt Hoteldirektor Michael Sorgenfrey.

"Überschaubare Belegungszahlen"

Aber die Belegungszahlen waren überschaubar: «Manchmal waren es 15 Prozent, es gab auch Tage, wo es etwas mehr war, in der Richtung hat es sich eingependelt», erläutert Sorgenfrey. Im «Adlon» bleibt auch nach dem 25. Mai der Pool- und Fitnessbereich und der Spa zunächst geschlossen, an der Rezeption sind Mitarbeiter und Gäste durch ein Sicherheitsglas voneinander getrennt. Das Personal trägt Masken und größtenteils auch Handschuhe.

Sorgenfrey rechnet damit, dass die Gästezahlen wieder anziehen. «Wir werden jetzt zum Pfingstwochenende nicht an die 60, 70 Prozent rangehen, aber wieder an 40 oder 50 Prozent. Aufs Jahr gesehen wird die Belegung zwischen 25 und 35 Prozent liegen.»

Nicht nur für einzelne Hotels, für ganz Berlin geht es um viel. Die Tourismusbranche spielt hier eine viel größere Rolle als für andere deutsche Großstädte. Und vor allem ist der Berlin-Tourismus eine echte Erfolgsgeschichte, die nun einen Dämpfer bekommt. Alle relevanten Daten hatten sich in der Vergangenheit verbessert. Die Zahl der Hotels ist seit 2009 in zehn Jahren von 479 auf 532 gestiegen, die der Betten von 107.082 auf 146 886, die Auslastung der Zimmer von 68,3 auf 80,4 Prozent, der durchschnittliche Zimmerpreis von 83,48 auf 99,90 Euro.

2019 war Berlins 17. Tourismusrekordjahr in Folge. Die Zahl der Gäste stieg auf 14 Millionen, die der Übernachtungen auf 34,1 Millionen. Thomas Lengfelder hofft, dass der Tourismus schon im Sommer wieder kräftig anzieht. «So richtig daran glauben kann ich noch nicht – es wird Jahre dauern, bis wir die tollen Zahlen aus dem Jahr 2019 wieder erreichen», sagt er. «Außer es wird schnell ein Impfstoff entwickelt, und die Gesamtwirtschaft erholt sich doch schneller, als wir alle denken.»

Bis Ende 2020 erwartet er für die Berliner Hotellerie ein Umsatzminus von 50 bis 70 Prozent. Für viele Häuser geht es um alles: Rund 70 Prozent seien in ihrer Existenz gefährdet, schätzt Lengfelder. «Alles hängt von den nächsten Monaten ab.»

(dpa)


 

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