Mit Hunderten von Tests haben Behörden auf einen Corona-Ausbruch im beliebten oberösterreichischen Touristenort St. Wolfgang reagiert. Die Zahl der bestätigten Fälle stieg bis Montagmorgen auf über 50 an, wie die Landesbehörden in Linz mitteilten. Demnach sind viele der Infizierten junge Praktikanten in Tourismusbetrieben, doch auch zumindest ein Feriengast wurde positiv getestet.
Einwohner, Gäste und Tourismusmitarbeiter wurden gebeten, am Samstagabend in ihren Unterkünften zu bleiben. Die Sperrstunde wurde mit 23 Uhr festgelegt. «Es gibt dort und da Absagen und Stornierungen» von Buchungen, sagte der Chef des Tourismusverbandes Wolfgangsee, Hans Wieser, der dpa. Auch seien vereinzelt Gäste vorzeitig abgereist. St. Wolfgang ist der wichtigste Touristenort Oberösterreichs, mit mehr als 400 000 Übernachtungen im vorigen Jahr. In einer normalen Saison sind rund ein Drittel der Gäste Deutsche.
Laut Krisenstab sind die Hotels „Furian“, „Berau“, das Hotel „Seevilla“, das Hotel „Peter“, das Eventhotel „Scalaria“ und das „Strandhotel“ betroffen, in Salzburg das Hotel „Leopoldhof“. Positive Testergebnisse kommen auch aus drei Lokalen in St. Wolfgang: aus der Pizzeria „Mirabella“ sowie das Nachtlokal „13er Haus“ und das Nachtlokal „W3“ betroffen. Zwei Lokale haben bereits freiwillig geschlossen. Eine verordnete Betriebsschließung war am Freitag nicht vorgesehen. Alle Betroffenen sind abgereist und in Quarantäne.
Am Freitag waren die ersten Infektionen öffentlich bekannt geworden. Der Leiter der Bezirksbehörde, Alois Lanz, verteidigte am Samstag das Verhalten der Praktikanten, die in mehreren Lokalen gefeiert hatten und sich dort angesteckt haben könnten. „Das haben wir alle gerne gemacht in unserer Jugend“, sagte er dem Radiosender Ö1. „Die Betroffenen wundern sich oft, wenn wir sie anrufen, dass sie überhaupt erkrankt sind“, so Lanz weiter. Lanz führte weiter aus, dass man nicht mit Sicherheit sagen könne, ob die Ansteckung in den Quartieren, in denen die Praktikanten wohnen, schlafen und auch gemeinsam essen, stattgefunden hätten, oder in bestimmten Lokalen passiert sei. Faktum sei aber, dass es sich bei den bis dato Erkrankten fast ausschließlich um Praktikanten handle.
Allerdings wurden am Freitag zwei Bars geschlossen, um weiteren Infektionen vorzubeugen. Der Tourismusverband startete eine Informationskampagne, um junge Mitarbeiter für die Gefahren von Covid-19 zu sensibilisieren. Ab Samstag wurden dann Hunderte von Angestellten, Urlaubern und Einheimischen getestet. Die betroffenen MitarbeiterInnen sowie die Betriebe wurden umgehend verständigt; die positiv getesteten Personen sind bereits in Heimquarantäne bzw. in ihrem Quartier isoliert.
„Von einem Praktikantencluster“, so Bürgermeister Eisl, „würde ich derzeit noch nicht sprechen“. Aus Sicht der St. Wolfganger Gemeindeärztin ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung an Gäste äußerst unwahrscheinlich, da in den Betrieben im oberösterreichischen St. Wolfgang sehr genau auf Mund-Nasenschutz geachtet werde.
„Gemeinsam mit unseren Betrieben müssen wir trotzdem weiterhin alles unternehmen, um die Sicherheit unserer Gäste, Einheimischen und MitarbeiterInnen aufrecht zu erhalten“, so der Geschäftsführer der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft Hans Wieser.
Der Ausbruch weckt Erinnerungen an den österreichischen Ski- und Partyort Ischgl in Tirol, der in der Anfangsphase der Pandemie ein Zentrum der Corona-Ausbreitung in ganz Europa war. Insgesamt sind in Österreich aktuell mehr als 1500 Menschen mit dem Virus infiziert. Schwerpunkte bei den Neuinfektionen sind Wien und Oberösterreich.
Gästen, die sich seit 17. Juli 2020 in einem der oben genannten Tourismusbetriebe aufgehalten haben, wird präventiv geraten, ihren Gesundheitszustand genau zu beobachten. Im Falle auftretender Symptome wie Kurzatmigkeit, Halsschmerzen, Entzündungen der oberen Atemwege, Fieber, trockenem Husten oder plötzlichem Verlust des Geschmacks-/Geruchssinnes sollte umgehend gesundheitliche Hilfe in Anspruch genommen werden. (Mit Material der dpa)