In den Niederlanden läuft derzeit ein Gerichtsverfahren, das auch Hoteliers in Deutschland aufhorchen lässt. Das W-Hotel in Amsterdam hat, in einem vorläufigen Rechtshilfeverfahren, gerade einen Mietnachlass in Höhe von zwei Millionen Euro erzwungen, wie „Echt Amsterdams Nieuws“ berichtet, Vermieter ist die deutsche Investmentgesellschaft Deka, der auch die Bayerpost in München gehört.
Die Deka hat das W-Hotel in Amsterdam 2017 für 260 Millionen Euro gekauft. Die Miete beläuft sich derzeit auf etwa 580.000 Euro pro Monat. Zum ersten 1. Oktober 2020 soll die Miete auf 830.000 Euro pro Monat steigen.
Wegen der Corona-Krise waren das Sterne-Restaurant The Duchess sowie die Restaurants The Butcher und Mr. Porter sowie der Wellness-Bereich mit Schwimmbad auf dem Dach auf Anordnung der Regierung vom 15. März bis zum 31. Mai geschlossen. Das Hotel beschloss, ebenfalls komplett zu schließen.
Nach Ansicht des Richters sei die Schließung eine vernünftige Entscheidung des Hotels gewesen, die direkt durch die Folgen der Corona-Kreise bedingt worden sei. Inzwischen sind das Hotel und die Restaurants zwar wieder geöffnet, aber der Umsatz hinkt weiter deutlich hinter den normalen Werten hinterher.
Der Vermieter besteht, wie „Echt Amsterdams Nieuws“ berichtet, vertragsgemäß darauf, dass der Mieter seiner Zahlungsverpflichtung nachkomme. Das Gericht schätzt die Corona-Krise jedoch als einen „unvorhergesehenen Umstand“ ein und beschloss, dass der finanzielle Nachteil durch die Pandemie unter den Parteien aufgeteilt werden müsse. Laut Medienbericht ist das W-Hotel damit berechtigt, einen Teil der Miete auszusetzen, sofern es kurzfristig ein Verfahren in der Sache einleiten würde.
Für das zweite Quartal dieses Jahres beträgt der Rabatt demnach fünfzig Prozent, für das dritte Quartal 2020 vierzig Prozent und für das vierte Quartal 2020 25 Prozent. Insgesamt muss das Hotel damit fast zwei Millionen Euro weniger Miete zahlen.
Marco Nussbaum, Gründer der prizeotel-Gruppe in Deutschland kommentiert dazu in einem Social-Media-Post: „Ein Urteil, das uns in Deutschland aufhorchen lassen sollte, denn bisher ist es eher eine einseitige Lastenteilung zwischen den Verpächtern und Pächtern einer Hotelimmobilie. Um die Last der nicht mehr zu bewältigenden Pachtzahlungen gerecht zwischen Verpächter und Pächter zu verteilen, kursierte zwar der Ansatz, die Belastung je zur Hälfte aufzuteilen, daraus geworden ist allerdings ebenso wenig, wie der Hinweis der ZIA, der für individuelle Lösungen plädierte und die Partner aufforderte sich solidarisch zueinander zu verhalten. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich die Klageverfahren in Deutschland entwickeln. Es wäre unserer Branche zu wünschen, dass sich dahingehend noch etwas ändert, ansonsten brauchen die Betriebe zig Jahre, um die am Ende aufgelaufenen Schulden zu tilgen. Einige werden dann vielleicht sogar vor dem Aus stehen, denn die politisch abgefeuerten ‚Bazookas‘ helfen der Branche jedenfalls nicht ‚mit Wumms‘ aus dieser existenziellen Krise zu kommen.“
Auch Marriott, Mutterkonzern der W-Hotels, und größter Hotelier der Welt, dürfte die Entwicklung und Amsterdam mit Interesse zur Kenntnis nehmen und seine Schlüsse für weitere Schritte ziehen.
Das W-Hotel in Amsterdam ist eine Luxusherberge, die aus zwei Objekten besteht: Einem ehemaligen Bankgebäude und einem früher als Telegrafenamt genutzten Haus. Beide Hotelgebäude haben heute Denkmalschutzstatus.
Das Hotel verfügt über 238 Zimmern und Suiten. Die drei eigenen Restaurants, das Spa sowie die große Dachterrasse mit Pool und Aussicht über die Stadt bieten Lifestyle und Luxus pur. Das Design-Hotel W-Amsterdam gilt als eines der besten Lifestyle-Hotels der niederländischen Hauptstadt.