Ampelkoalition einigt sich auf Gesetze zur Fachkräftesicherung

| Politik Politik

Gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel will die Ampel-Koalition in dieser Woche ihr Fachkräfteeinwanderungsgesetz und ein Gesetz zur Stärkung von Aus- und Weiterbildung im Bundestag verabschieden.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz solle noch in dieser Woche vom Bundestag verabschiedet werden, teilten die Parlamentarischen Geschäftsführenden von SPD, Grünen und FDP am Montag mit.


+++ Fragen und Antworten: DEHOGA-FAQ zur Arbeitskräfte-Einwanderung +++

Das Vorhaben stellt aus Sicht des DEHOGA einen wichtigen und überfälligen Schritt in die richtige Richtung dar. Der Verband hat dazu einen umfassenden Katalog mit Fragen und Antworten für Gastgeber veröffentlicht.

Weiterlesen bei Tageskarte


Die «Chancenkarte

Arbeitsminister Hubertus Heil sprach von «zwei historischen Entscheidungen», mit denen die Weichen richtig gestellt würden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte beim Tag der Industrie, Deutschland werde das modernste Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Welt bekommen. Er sagte der Wirtschaft unbürokratische Regelungen zu.

Viele Bereiche klagen inzwischen über einen Arbeitskräftemangel. Heil betont immer wieder, es müssten «alle Register» gezogen werden, sonst fehlten bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte. Die Wirtschaft begrüßt die Pläne der Ampel. Beide Gesetze wurden vom Bundeskabinett bereits Ende März auf den Weg gebracht und im Bundestag in erster Lesung beraten. Vor der geplanten Verabschiedung in dieser Woche verständigten sich SPD, Grüne und FDP nun auf die letzten Details.

Punktesystem und Spurwechsel

Vertretern der FDP ist vor allem das geplante Punktesystem im Fachkräfteeinwanderungsgesetz wichtig, über das Arbeitskräfte künftig nach Deutschland kommen können, wie sie am Montag deutlich machten. Man ziehe damit mit erfolgreichen Einwanderungsländern wie Kanada, Australien oder Neuseeland gleich, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Johannes Vogel. Er sprach von einem «historischen Gesetz». Justizminister Marco Buschmann (FDP) schrieb bei Twitter: «Der Mangel an Arbeitskräften ist eine der größten Gefahren für unseren Wohlstand. Wir müssen im Wettbewerb um die klügsten Köpfe attraktiv sein.»

Die Grünen betonen die Möglichkeit des sogenannten Spurwechsels. Dieser soll den Arbeitsmarkt auch für Menschen öffnen, die zum Stichtag 29. März in einem Asylverfahren waren, wenn sie die entsprechenden Qualifikationen mitbringen. Das gebe Menschen, die auf anderem Wege nach Deutschland gekommen seien, eine Perspektive für mehr Integration, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Irene Mihalic. Kommunen und Behörden würden entlastet, und es sei ein starkes Zeichen an die Unternehmen, die darauf warteten, dass Menschen, die hier seien, auch arbeiten könnten.

FDP-Politiker Vogel sagte mit Blick auf den Stichtag 29. März, es sei wichtig, dass dies rückwirkend gelte, «so dass nach vorne raus es keinerlei Fehlanreize oder sogenannte Pull-Effekte geben kann». Der sogenannte Spurwechsel werde wegen des Stichtags keine zusätzliche irreguläre Migration nach sich ziehen, betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag bei einem Besuch in Tunis.

Union und AfD hatten der Ampel in der ersten Lesung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im Bundestag vorgeworfen, damit die Hürden für Einwanderung zu senken und den Zuzug «minderqualifizierter» Menschen zu befördern.

Heil: Deutschland muss «Weiterbildungsrepublik» werden

Mit dem außerdem geplanten Gesetz zur Aus- und Weiterbildung will die Koalition unter anderem eine sogenannte Ausbildungsgarantie schaffen. Wenn junge Menschen keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden, soll ihnen eine außerbetriebliche Ausbildung angeboten werden. Eine «Mobilitätsprämie» soll es zudem leichter machen, auch weiter entfernt liegende Ausbildungsplätze anzunehmen. Und mit einem «Qualifizierungsgeld» als Lohnersatz sollen Beschäftigte von Unternehmen im Strukturwandel für eine Weiterqualifizierung freigestellt werden können. Die Maßnahmen seien ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung, «damit die Beschäftigten von heute auch die Chance haben, die Arbeit von morgen zu machen», sagte Heil.  

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann lobte das «Qualifizierungsgeld». Ganze Teile der Belegschaft könnten nun auf Grundlage eines Tarifvertrags oder einer Betriebsvereinbarung beim Strukturwandel in ihrer beruflichen Neuorientierung gefördert werden, sagte er.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Zoll ist am Samstag in Hotels und Gaststätten bundesweit gegen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung vorgegangen. Insgesamt seien rund 2400 Beschäftigte aller Hauptzollämter im Einsatz, teilte die Generalzolldirektion am Abend in Bonn mit.

Frust im Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP: Bei der Europawahl hängt die Union die Konkurrenz ab, die AfD landet mit großem Plus auf Platz zwei. Im Osten liegt sie sogar vorn.

Angesichts der Herausforderungen zählen mehr denn je Vernetzung, das Bündeln der Kräfte und das Schaffen von Synergien. Vom 2. bis 4. Juni kamen dazu in Warnemünde die deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie zu ihrem traditionellen Jahrestreffen zusammen.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Nach Protesten des DEHOGA Bayern zieht die Bahn das Kampagnenmotiv jetzt zurück.

Auch Hoteliers und Gastronomen sind von dem Hochwasser in Bayern betroffen. Angesichts der schweren Schäden hat das bayerische Kabinett gestern ein Soforthilfe-Paket beschlossen. Dieses soll eine Summe von „100 Millionen plus x“ umfassen. Was es zu beachten gibt.

Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude soll im Tarifstreit in der bayerischen Gastronomie vermitteln. Der Dehoga sieht aktuell aber keinen Bedarf für einen Schlichter. Vielmehr sei ein Angebot der Arbeitgeber an die NGG gegangen.

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt plant eine Image-Kampagne. Die ermäßigte Mehrwertsteuer für die Hotellerie und die Steuerfreiheit von Sonn-, Feiertag- und Nachtzuschlägen soll gerettet werden. Beides sehen die Lobbyisten in Gefahr. Ich halte diese Kampagne für brandgefährlich. Ein Kommentar von Marc Schnerr.

Zur Europawahl hat die Branche ihre Positionen und Erwartungen für ein starkes Gastgewerbe in einer leistungsfähigen Europäischen Union an die Politik adressiert. Jetzt liegen die Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog des DEHOGA und des Hotelverbandes vor.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Das bringt den DEHOGA Bayern auf die Zinne. „Unverschämt“ und „hoch unanständig“ sei das, schimpft DEHOGA-Bayern-Chef Geppert und fordert Konsequenzen.

Kaum ein Thema treibt die gastgewerblichen Unternehmer so um wie die wachsende Bürokratie. In seiner neuen Broschüre „Rezepte für den Bürokratieabbau“ zeigt der DEHOGA Bundesverband die bürokratischen Pflichten für Gastronomie und Hotellerie im Detail auf und benennt seine Empfehlungen für den Bürokratieabbau.