Stimmungsaufheller in krisenhaften Zeiten: In Köln, Düsseldorf und anderen Hochburgen des närrischen Frohsinns ist am Freitag um 11.11 Uhr die neue Karnevalssession eröffnet worden. In Köln kam es zu einem Massenandrang Zehntausender Feiernder.
Die Stadt bat schon früh, sich nicht mehr auf den Weg in den Studentenkiez Zülpicher Viertel zu machen, sondern auf andere Orte auszuweichen. Polizeipräsident Falk Schnabel sagte am Nachmittag, nach seinem Eindruck werde bisher aber weitgehend friedlich gefeiert. Für eine Bewertung des Sicherheitskonzeptes sei es noch zu früh.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) stellten den Großteil des Verkehrs der Stadtbahnlinien in der Innenstadt ein. Der Bahnhof Köln-Süd wurde nach Angaben einer Bahnsprecherin auf Bitten der Stadt geschlossen. Mitunter sei es zu Streckensperrungen wegen Gleisläufern gekommen. Am Abend teilte die KVB mit, dass die betroffenen Stadtbahnen nicht vor den frühen Morgenstunden wieder fahren würden. «Die Stadtbahnstrecken müssen, wenn die Jecken abgezogen sind, auch erst gereinigt werden, bevor der Verkehr wieder aufgenommen werden kann», hieß es weiter.
«Wir haben die besten Voraussetzungen mit dem wunderbaren Wetter und den Entzugserscheinungen, die wir zwei Jahre lang erduldet haben», hatte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) die Jecken am Vormittag begrüßt. Im vergangenen Jahr war der 11.11. auch gefeiert worden, allerdings noch unter Corona-Auflagen. Im Jahr davor war der Karnevalsauftakt wegen der Pandemie komplett ausgefallen.
Um den Frohsinn in halbwegs geregelte Bahnen zu lenken, waren allein in Köln knapp 1100 Polizisten und 150 Ordnungsamt-Mitarbeiter im Einsatz. Der zuständige Abteilungsleiter des Ordnungsamtes, Dirk Schmaul, ermahnte die Feiernden, «nicht in Hauseingänge zu urinieren und sich ein bisschen zu benehmen».
Bis zum späten Abend (Stand 22.00 Uhr) zählte die Polizei in Köln insgesamt 71 Strafanzeigen - überwiegend wegen Körperverletzungs-, Diebstahl- und Sexualdelikten, wie es hieß. Es seien 33 Platzverweise ausgesprochen worden. Neun Personen seien in Gewahrsam genommen worden. Bei einer körperlichen Auseinandersetzung unter mehreren Männern im Hiroshima-Nagasaki-Park sei einem 27-Jährigen mit einem Messer in den Rücken gestochen worden. Der mutmaßliche Angreifer und seine Begleiter seien geflüchtet.