Henley Passport Index: Corona verändert Rangliste der Reisepässe

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die neusten Untersuchungen des Henley Passport Index zeigen, dass die Corona-Pandemie die scheinbar unerschütterliche globale Mobilitätshierarchie umgestürzt hat und weitere Veränderungen noch bevorstehen.

Zu Beginn des Jahres stand der US-Pass beispielsweise auf Platz 6 des Henley Passport Index - der ursprünglichen Rangliste aller Reisepässe der Welt nach der Anzahl der Reiseziele, zu denen ihre Inhaber ohne vorheriges Visum Zugang haben. Die Amerikaner konnten problemlos zu 185 Reisezielen auf der ganzen Welt reisen. Seitdem ist diese Zahl drastisch um mehr als 100 zurückgegangen, wobei Inhaber eines US-Passes derzeit weniger als 75 Reiseziele erreichen können.

Da die Kritik an der Antwort des Landes im Hinblick auf die Pandemie weiter zunimmt und die US-Präsidentschaftswahlen nur wenige Wochen vor der Tür stehen, wird der rapide Rückgang der amerikanischen Passfreiheit und der amerikanischen Reisefreiheit als klarer Hinweis auf den veränderten Status des Landes in den Augen der internationalen Gemeinschaft gewertet.

Andere bedeutende Veränderungen in der einstmals soliden globalen Mobilitätshierarchie zeichnen ein ebenso lebendiges Bild des durch die Covid-19-Pandemie verursachten Chaos. Zu Beginn des Jahres 2020 stand der Reisepass von Singapur weltweit auf Platz 2, mit dem Reisepassinhaber Zugang zu 190 Reisezielen weltweit haben. Unter den derzeitigen Reisebeschränkungen können die Einwohner Singapurs jedoch zu weniger als 80 Zielen in der ganzen Welt reisen.

Die brasilianischen Reisepassinhaber konnten 170 Reiseziele erreichen, aber derzeit sind nur etwa 70 zugänglich. Der Rückgang der Mobilität und der Macht der Pässe für Länder wie Indien und Russland waren weniger gravierend, aber dennoch ein Anzeichen für eine allgemeine Verschiebung. Russische Staatsbürger hatten vor dem Ausbruch von Covid-19 Zugang zu 119 Reisezielen, können aber derzeit zu weniger als 50 reisen. Zu Jahresbeginn konnten indische Passinhaber ohne Visum zu 61 Reisezielen reisen, doch aufgrund virusbedingter Beschränkungen haben sie derzeit Zugang zu weniger als 30.

"Reisefreiheit eine Selbstverständlichkeit"

Dr. Christian H. Kaelin, Vorsitzender von Henley & Partners und Entwickler des Passindex-Konzepts, erklärt, dass Reisefreiheit für die Bürger wohlhabender demokratischer Länder wie Großbritannien, den USA und den westeuropäischen Staaten seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit ist. "Die Pandemie hat dies schlagartig geändert, und es gab eine Verschiebung weg von der Reisefreiheit, die als das Vorrecht von Staatsangehörigen mit einst leistungsfähigen Pässen angesehen wurde, hin zu der Erkenntnis, dass sie jetzt ein notwendiger Luxus für diejenigen ist, die Zugang zu erstklassiger Bildung, Geschäftsmöglichkeiten und hochwertiger Gesundheitsversorgung für sich und ihre Familien haben wollen."

Dr. Parag Khanna, Gründer von FutureMap, sagt, dass die zunehmend einschränkende Migrationspolitik auch viele Menschen dazu ermutigt hat, sich nach einem Plan B umzusehen. "Schon vor der Pandemie hatte Brexit britische Fachkräfte dazu gedrängt, deutsche, französische, spanische und andere EU-Nationalitäten auf der Grundlage ihrer Abstammung zu suchen oder eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, die zur Staatsbürgerschaft in Ländern wie Portugal führte. Die Amerikaner haben ähnliche Optionen in Ländern von Kanada bis Malta in Anspruch genommen. Jüngsten Schätzungen zufolge hat sich das Interesse an Investitionsmigrationsprogrammen von 2019 bis Mitte 2020 verfünffacht."

Dr. Juerg Steffen, CEO von Henley & Partners, sagt, es stehe außer Frage, dass die Volatilität des Jahres 2020 die Anziehungskraft verstärkt habe. "Wir haben ein beispielloses Interesse von Bürgern aus entwickelten Volkswirtschaften erlebt, insbesondere von Amerikanern mit einem erstaunlichen Anstieg der Anfragen zwischen Januar und Oktober um 238 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019. Ein alternativer Wohnsitz oder eine alternative Staatsbürgerschaft wird zunehmend als unverzichtbares Gut und als lebenswichtige Absicherung gegen die anhaltende Volatilität angesehen."


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Smartphone nicht sofort griffbereit zu haben - für die meisten von uns fast unvorstellbar. Manche Arbeitgeber aber verbieten die private Handynutzung am Arbeitsplatz. Ist das erlaubt?

Ferienwohnungen bieten einigen Komfort. Doch wenn etwas zu Bruch geht, kann das die Freude schnell trüben. Welche Versicherungen wichtig sind – und worauf Urlauber besonders achten sollten.

Auch im Frühjahr ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland weiter gestiegen. Im zweiten Quartal dieses Jahres gingen 46,1 Millionen Menschen einem Job nach oder waren selbstständig. Neue Jobs entstanden allerdings fast ausschließlich in einem Bereich.

Bei vielen galt Alkohol in Maßen lange als gesundheitsfördernd. Doch das stimmt wohl nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat ihre Position dazu jetzt verändert.

Was weiß der Arbeitgeber schon über den Bewerber, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Eine Suchmaschinenabfrage kann vieles preisgeben. Aber ist das auch erlaubt?

Die Distributionsstrategie eines Unternehmens bildet einen essenziellen Bestandteil seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität. In einer globalisierten und digitalisierten Wirtschaftsumgebung ist die strategische Planung und Implementierung von Distributionskanälen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Ein Gastbeitrag der HSMA.

Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft, Arbeit auf Abruf: Alles das Gleiche? Nein, denn das eine gilt als Arbeitszeit und das andere nicht. Wann wird es bezahlt - und wann nicht?

Der Lachs hat den Alaska-Seelachs wieder als Lieblingsfisch der Deutschen abgelöst. Insgesamt kauften die Bundesbürger im vergangenen Jahr weniger Fisch, bezahlten dafür aber mehr.

Einmal abgemahnt, dann gekündigt? Kann es wirklich so schnell gehen? Was genau eine Abmahnung bedeutet und wie viele man als Arbeitnehmer kassieren kann.

Viele Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden, zeigen aktuelle Daten. Oft passen Erwartungen und Angebot nicht zusammen. Was heißt das für Jugendliche auf Stellensuche? Ein Experte erklärt es.