Teilzeit fürs Kind? - Firmen nehmen Väter in den Blick

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Flexibel, flexibel, flexibel. Wenn es um die Väter in seinem überwiegend männlich geprägten Sanitärunternehmen geht, fackelt Christoph Klein nicht lange. Zwei seiner Mitarbeiter in der fast ausschließlich männlichen Belegschaft sind Trennungsväter und können an den Tagen, an denen sie ihre Kinder betreuen, später kommen oder früher gehen, je nach Bedarf. Wer Kinder hat, bekommt pro Monat zusätzlich zum Gehalt Betreuungskosten in Höhe von bis zu 250 Euro netto für die Kita bezahlt. Wer kranke Kinder hat, kann von zu Hause aus arbeiten.

«Es entwickelt sich deutlich mehr in die Richtung, dass Männer Betreuungszeiten übernehmen und das auch einfordern», sagt Klein, der im baden-württembergischen Schlierbach (Kreis Göppingen) den Familienbetrieb Hans Klein führt. 

Männer wollen mehr – vom Kind

Viele Männer möchten sich zunehmend ihren Kindern widmen und an der Betreuung teilhaben. Die Zeiten, in denen sie sich ausschließlich als Ernährer betrachteten, seien in gewisser Weise vorbei, meint auch Martin Noack, der als systemischer Berater Männer und Unternehmen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf coacht. 

Das kann auch Frauen zugutekommen: Denn sie leisten bisher den Löwenanteil an unbezahlter «Care-Arbeit» und haben dadurch finanzielle und berufliche Nachteile, wie die Bundesstiftung Gleichstellung schreibt. 

Aber es läuft bekanntermaßen nicht immer gut bei der Vereinbarkeit – auch für Männer nicht. Gleichstellungs- oder Vereinbarkeitsangebote richteten sich zwar theoretisch an beide Eltern. In der Praxis aber stelle sich die Frage, ob man sich als Vater mit Angeboten für Eltern überhaupt gemeint fühle, unterstreicht Noack. «Gleichstellung war früher Frauenförderung und jetzt merkt man, dass Gleichstellung auch von Papas angefragt wird.» Unternehmen, die ihre Fachkräfte halten wollen, täten gut daran, solche Anliegen aktiv zu fördern.

Mit väterfreundlichen Maßnahmen Fachkräfte halten 

Väterfreundlichkeit sei ein Instrument der betrieblichen Fachkräftesicherung, wie der Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit aus dem Jahr 2023 formuliert. Demzufolge ist die Verbreitung familienfreundlicher Maßnahmen, die Väter aktiv dabei unterstützen sollen, in Teilzeit zu arbeiten oder Elternzeit zu nehmen, seit 2015 stark angestiegen. Personalverantwortliche in jedem zweiten Unternehmen seien davon überzeugt, «dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Vätern in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnt», heißt es darin.

Väternetzwerke geben Papas eine Stimme

Über Väternetzwerke beispielsweise könnten Väter eine Stimme und die Möglichkeit bekommen, sich mit Väterkollegen zu vernetzen. Vorreiter war hier etwa die Commerzbank: Seit 2004 setzt sich das Beschäftigtennetzwerk «Fokus Väter» für die Chancengerechtigkeit von Vätern im Bankalltag ein, wie eine Unternehmenssprecherin erläutert. Inzwischen gebe es regelmäßige Vätertalks als Online-Format in einem geschützten Raum sowie Veranstaltungen wie «Erziehungsstatus kompliziert – Pubertät im Anmarsch» oder «Kinder und Depression». 

Das Bundesfamilienministerium hat das Unternehmensprogramm «Erfolgsfaktor Familie» aufgelegt, gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Branchenverbänden. Eines der Themen darin: «Väter und Vereinbarkeit». 

Trotz allem: Weiter nur wenige Männer in Teilzeit

Allerdings sind entsprechende Angebote nach Noacks Einschätzung trotz aller Bemühungen weiterhin die Ausnahme. Auch das ist – neben vielen anderen Ursachen – ein Grund dafür, dass sich am Anteil von Männern in Teilzeit bisher wenig tut. Im Jahr 2023 – aktuellere Zahlen gibt es nicht – waren nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes 67 Prozent aller Mütter mit mindestens einem minderjährigen Kind in Teilzeit, aber nur 8 Prozent aller Väter. 63 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern geben die Betreuung ihrer Kinder als Grund für die Teilzeit an, bei Männern sind es nur 29 Prozent. Auch beim Elterngeld ist der Anteil von Vätern mit 26,2 Prozent im Jahr 2023 nahezu unverändert. 

Spezielle Angebote für Männer vonnöten

Das sollte sich dringend ändern. Man brauche auch für Väter spezielle Angebote, eine väterorientierte Ansprache sowie Sensibilität auf Führungsebene, so Noack. Neben den Väternetzwerken oder Väterworkshops könnten dies Programme sein, die gezielt Männer ansprechen und in denen ein sicherer Raum für Fragen und Erfahrungsaustausch zur Vaterrolle entsteht. «Familienaktive Väter können dadurch auch zum Leuchtfeuer für eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur werden.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeitet in einem Betrieb, in dem ein Branchen- oder Firmentarifvertrag gilt. Die höchsten Quoten gibt es im Öffentlichen Dienst, bei der Verteidigung und den Sozialversicherungen. Im Gastgewerbe sieht es deutlich anders aus.

Das Gastgewerbe in Deutschland hat im Januar 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat 0,3 Prozent an realem Umsatz eingebüßt. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Umsätze dagegen.

Ein Aufhebungsvertrag bietet Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Chance, sich einvernehmlich voneinander zu trennen. Doch er birgt auch Risiken. Worauf Beschäftigte achten sollten.

 

Die Münchner Wirtschaftsforscher beklagen schwache Nachfrage, Wettbewerbsdruck und politische Unsicherheit. Es könnte aber auch deutlich besser werden als jetzt vorhergesagt.

Insgesamt sind die Verbraucherpreise im Februar nur moderat gestiegen. Aber die Lebensmittelpreise klettern schon wieder. Sparvorschläge gibt es einige. Der Dehoga weist auf stark gestiegene Kosten in der Gastronomie hin.

Kommt beim gesetzlichen Mindestlohn schon im nächsten Jahr ein deutlicher Sprung? Die Folgen könnten für Verbraucher spürbar werden - ob beim Friseur oder im Restaurant.

Premier Inn geht dem Thema Schlaf auf den Grund und hat bei Schlafexpertin Dr. Carolin Marx-Dick nachgefragt, warum Schlaf und Ernährung sich gegenseitig beeinflussen. Und welche Rolle spielen die Hormone?

Der Zoll hat in einer Razzia rund 6.500 Arbeitnehmer nach ihren Arbeitsverhältnissen befragt. Oft gab es Auffälligkeiten. Besonders unter die Lupe nahm der Zoll das Gastgewerbe mit Schwerpunkt auf Imbissstuben und Cafés.

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich in Sachen Digitalisierung selbstkritisch. Erstmals gibt eine Mehrheit an, Probleme bei der Bewältigung zu haben. Nur noch 32 Prozent sehen das eigene Unternehmen als Vorreiter.

Probezeit, Überstunden, Kündigungsfrist: Viele Arbeitsverträge enthalten Klauseln, die Beschäftigten zum Nachteil werden können. Welche Punkte Sie vor der Unterschrift unbedingt prüfen sollten.