Medialer Schlagabtausch: Nächste Runde beim DEHOGA-Zoff in Rheinland-Pfalz

| Politik Politik

In Rheinland-Pfalz spitzt sich der Konflikt zwischen einer Gruppe von 20 Gastgebern und dem regionalen DEHOGA-Präsidenten weiter zu. Die Rhein-Zeitung hob das Thema jetzt auf die Titelseite und druckte ein großes Interview unter der Überschrift: „Wir wollen das System Haumann beenden“. Der hauptamtliche Lobbyist war zuvor medial in die Offensive gegangen. Bei dem Streit geht es im Kern um die Berufung des Präsidenten bis 2029 und die zugehörige Vergütung.

Eine Gruppe von Gastgebern, will die letztjährige Wahl von Gereon Haumann zum Präsidenten des Verbandes bis 2029 für nichtig erklären lassen. Sprecher der Gruppe ist der Hotelier Matthias Ganter aus Traben-Trarbach. Der DEHOGA in Rheinland-Pfalz hat Ganter inzwischen aus dem Verband ausgeschlossen.

Nach der medialen Berichterstattung ging Gereon Haumann, der Präsident des Landesverbandes in die Öffentlichkeit und gab der Rhein-Zeitung ein langes Interview, in dem beteuert, dass bei seiner Wahl alles ordnungsgemäß und korrekt gelaufen sei. Haumann gibt an, dass er 2013 nach einer Amtszeit eigentlich wieder zurück in die Hotellerie wollte, dann aber aus dem Präsidium der Vorschlag gekommen sei, dass er das Amt auch hauptamtlich führen könne. Dann habe die Delegiertenversammlung, unabhängig von seiner Person, die Vergütung festgelegt. Seine Wahl als hauptamtlicher Präsident bis 2029 sei auf Initiative der Kreisvorsitzenden des Verbandes erfolgt.

Der DEHOGA-Präsident nannte gegenüber der Allgemeinen Zeitung aus Mainz vor ein paar Wochen konkrete Zahlen: So erhalte er 15 000 Euro monatlich vom DEHOGA, von denen er Steuern, Sozialversicherung, Altersvorsorge und Ähnliches zahlen müsse. Hinzu komme eine Aufwandsentschädigung von 2 950 Euro im Monat. Von dieser zahle er etwa Fahrzeugkosten, Laptop und Handy. Schließlich erhalte er noch als Geschäftsführer der Dehoga Zentrum GmbH, einer Tochtergesellschaft, 5 000 Euro brutto. Macht, bei zwölf Monaten, 275.400 Euro.

Heute sei der DEHOGA-Landesverband wieder wer, sagt Haumann. Mit „harter Arbeit und viel Schweiß“ habe man aus einem Aschenputtel eine Prinzessin gemacht. Die für ihnen ausgegebenen Gelder hätten sich bezahlt gemacht, da den Vergütungen entsprechende Einnahmen gegenüberstünden. Dem Hotelier Matthias Ganter wirft Haumann in dem Interview vor, dass diesem alle Mittel recht seien. Ganter schüre dem den Anschein nach Missgunst, Sozialneid und Intransparenz.

Die 20 Hoteliers und Gastronomen, die die Wahl des Präsidenten für elf Jahre gerichtlich überprüfen lassen, kamen am Osterwochenende mit einer Retourkutsche in die Zeitung und gaben ein gemeinsames Interview, ebenfalls in der Rhein-Zeitung, in dem die Unternehmer dem Präsidenten des DEHOGA-Landesverbandes Machtmissbrauch vorwerfen.

Ralf Horstmann, vom Burgblickhotel in Bernkastel-Kues, fordert in dem Interview: „Das System Haumann muss beendet werden“, Man wolle zurück zu  basisdemokratischen Prinzipien, zu Transparenz und zu einer angemessenen Vergütung für den Präsidenten. Und Andrea Weber vom Hotel Deutscher Hof in Trier pflichtet bei, dass sie das verbandsschädigende Verhalten nicht beim Kollegen Ganter, sondern bei der Dehoga-Spitze sehe, die die Entscheidungen von Herrn Haumann legitimiere.  Michael Molitor vom Hotel Molitors Mühle in Eisenschmitt bemängelt die fehlende Transparenz, die sich auch bei den Jahresabschlüssen widerspiegle. Diese würden seit einigen Jahren nicht mehr von einem Steuerberater vorgestellt. Haumann selbst stelle lediglich einen Soll-Ist-Vergleich vor. „Wir wissen nicht, was wirklich an Aktiva und Passiva vorhanden ist. Ich habe das Vertrauen in Herrn Haumann verloren“, so Molitor in der Zeitung.  Manfred Schmitz von der Beratungsgesellschaft Zeltingen-Rachtig führt aus, dass der Verband fast in eine Abhängigkeit von Gereon Haumann geraten sei. Das paare sich mit seinem enormen Geltungsbedürfnis.

Die 20 Hoteliers setzen darauf, dass ihre Klage bald vor Gericht verhandelt wird. Gewinnen die Verbandskritiker, kann im Jahr 2021 ein Präsident mit einfacher Mehrheit gewählt werden. Auch Haumann kann abgewählt werden. Hierfür hat die Delegiertenversammlung allerdings höhre Hürden gesetzt. Für eine Abwahl des amtierenden hauptamtlichen Präsidenten bedarf es einer Zweidrittelmehrheit. Haumann räumt der Klage vor Gericht allerdings kaum Chancen ein. Der DEHOGA-Präsident hat einen in Fachanwalt für Arbeitsrecht beauftragt, der beim Landgericht Bad Kreuznach beantragt hat, die dort eingereichte Klage abzuweisen, berichtete die AHGZ. In seiner siebenseitigen Klageerwiderung zeige demnach Anwalt Rolf Bietmann auf, dass die Verlängerung der Amtszeit satzungskonform und die dazu führenden Beschlüsse bei der Delegiertenversammlung ordnungsgemäß zustande gekommen seien. Die Klage habe erkennbar keine Aussicht auf Erfolg.

Der Fall schlägt nun seit Wochen hohe Wellen, sowohl in der regionalen Tagespresse, in den Fachmedien und den sozialen Netzwerken. Auf Facebook meldete sich jüngst mit Romantik-Chef Thomas Edelkamp erstmals ein Vertreter einer großen Marke zu Wort und spricht von einem Skandal. „Wenn Hoteliers mit Leib und Seele aus dem DEHOGA-Branchenverband  ausgeschlossen werden, dann sollten bei allen Gastgebern die Alarmglocken klingeln!“, schrieb Edelkamp.

Der DEHOGA in Rheinland-Pfalz hatte den Hotelier Matthias Ganter aus Traben-Trarbach zuvor aus dem Verband ausgeschlossen. Ganter hatte den Hotel- und Gaststättenverband kritisiert und, gemeinsam mit anderen Gastgebern, gegen eine Entscheidung eines Gremiums geklagt. 

Wie Medien berichten, wirft der Verband dem bekannten Hotelier, der zwei namhafte Herbergen an der Mosel betreibt, verbandsschädigendes und unehrenhaftes Verhalten vor. Gegen seinen Rausschmiss aus dem Verband will Ganter nun Beschwerde und Rechtsmittel einlegen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Frust im Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP: Bei der Europawahl hängt die Union die Konkurrenz ab, die AfD landet mit großem Plus auf Platz zwei. Im Osten liegt sie sogar vorn.

Angesichts der Herausforderungen zählen mehr denn je Vernetzung, das Bündeln der Kräfte und das Schaffen von Synergien. Vom 2. bis 4. Juni kamen dazu in Warnemünde die deutschsprachigen Verbände der Hotellerie und Gastronomie zu ihrem traditionellen Jahrestreffen zusammen.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Nach Protesten des DEHOGA Bayern zieht die Bahn das Kampagnenmotiv jetzt zurück.

Auch Hoteliers und Gastronomen sind von dem Hochwasser in Bayern betroffen. Angesichts der schweren Schäden hat das bayerische Kabinett gestern ein Soforthilfe-Paket beschlossen. Dieses soll eine Summe von „100 Millionen plus x“ umfassen. Was es zu beachten gibt.

Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude soll im Tarifstreit in der bayerischen Gastronomie vermitteln. Der Dehoga sieht aktuell aber keinen Bedarf für einen Schlichter. Vielmehr sei ein Angebot der Arbeitgeber an die NGG gegangen.

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt plant eine Image-Kampagne. Die ermäßigte Mehrwertsteuer für die Hotellerie und die Steuerfreiheit von Sonn-, Feiertag- und Nachtzuschlägen soll gerettet werden. Beides sehen die Lobbyisten in Gefahr. Ich halte diese Kampagne für brandgefährlich. Ein Kommentar von Marc Schnerr.

Zur Europawahl hat die Branche ihre Positionen und Erwartungen für ein starkes Gastgewerbe in einer leistungsfähigen Europäischen Union an die Politik adressiert. Jetzt liegen die Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog des DEHOGA und des Hotelverbandes vor.

Deutsche Bahn und S-Bahn München sprechen mit einer Recruiting-Kampagne gezielt Mitarbeiter aus der Gastronomie an. Das bringt den DEHOGA Bayern auf die Zinne. „Unverschämt“ und „hoch unanständig“ sei das, schimpft DEHOGA-Bayern-Chef Geppert und fordert Konsequenzen.

Kaum ein Thema treibt die gastgewerblichen Unternehmer so um wie die wachsende Bürokratie. In seiner neuen Broschüre „Rezepte für den Bürokratieabbau“ zeigt der DEHOGA Bundesverband die bürokratischen Pflichten für Gastronomie und Hotellerie im Detail auf und benennt seine Empfehlungen für den Bürokratieabbau.

„Die von der EU geplanten neuen Regelungen für die Pauschalreiserichtlinie kosten nicht nur Geld, sie verzerren auch den Wettbewerb weiter – zu Lasten der organisierten Reise“, kritisierte der DRV-Präsident bei einer Anhörung im Bundestag.